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Jeder sollte Tagebuch führen

Egal, ob man ein Leben in der Öffentlichkeit führt oder nicht, sollte man ein Tagebuch führen. Es geht nicht darum, dieses zu veröffentlichen, sondern um den Kontakt mit sich selbst.

Wie genau man Tagebuch führt, ist nicht wichtig. Der Aufbau eines Eintrags kann und sollte sich mit der Zeit weiterentwickeln. Um die Vorteile des Tagebuchführens auszuschöpfen, sollte man aber die folgenden Grundlagen beachten.

Reflexion

Beim Tagebuchführen ist man dazu gezwungen, sich mit dem vergangenen Tag auseinander zu setzen. Weil man sich die Ereignisse des Tages in den Kopf ruft, beginnt man, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.

Dieser Reflexionsprozess ist sehr wichtig, wenn man sich und sein Verhalten verbessern möchte. Man lernt seine Schwächen kennen und kann daran arbeiten, sie zu lösen. Die Rekapitulation der eigenen Gefühle ist besonders beim Prozess des Loslassens sehr hilfreich, kann aber auch dabei helfen, Gewohnheiten zu besser zu befolgen.

Obwohl Reflexion wichtig ist, sollte man daran denken, dass Aktionen nicht von Reflexion getrennt werden können. Taten sollten durch Nachdenken geleitet werden, aber nur Aktion verändert die Welt.

Erinnerung

Wenn man sich darauf verlässt, alle Erinnerungen im Kopf zu speichern, wird man an seine Grenzen kommen. Ereignisse vermischen sich, die Erinnerungen werden verfälscht und man vergisst, wie man sich damals gefühlt hat.

Ein Tagebuch hält diese Gedanken und Gefühle fest. Wenn man in 30 Jahren über ein Ereignis liest, sind die Worte immer noch frisch. Man braucht nur seinen Tagebucheintrag zu lesen, um herauszufinden, wie man damals gedacht hat.

Natürlich sollte das Tagebuch die eigenen Erinnerungen nicht ersetzen, sondern nur anstoßen. Genau wie ein Bild, ein Geruch oder ein Gefühl kann auch ein Tagebucheintrag Erinnerungen aktivieren und an die Bewusstseinsoberfläche bringen.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du dich an dein Leben erinnern kannst, wird dich mein Artikel „Wie man sich an sein Leben erinnern kann“ interessieren.

Achtsamkeit

Durch die Tagebuchroutine lernt man, sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Wer sich die schönen und kostbaren Momente des Lebens in Erinnerung ruft, erkennt diese auch, wenn sie gerade geschehen.

Negative Erfahrungen können ebenfalls besser verarbeitet werden. Man weiß, dass man auch in der Vergangenheit Rückschläge überstanden hat und man erkennt, dass Niederlagen die Chance bieten, etwas zu lernen.

Außerdem nutzt man seine Aufmerksamkeit besser. Man führt ein Leben mit offenen Augen, statt auf eine Ziellinie zuzulaufen, nur um zu erkennen, dass der Weg das Ziel war.

Meine Tagebuchroutine

Ich unterteile mein Tagebuch in drei Teile: Die Tages-, Wochen- und Jahresübersichten. Durch diese Aufteilung kann ich sowohl kurz- als auch langfristig denken und planen.

Ich führe jeden Tag circa zehn Minuten Tagebuch. Die Wochenübersicht dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten und für die Jahresübersicht nehme ich mir eine bis drei Stunden Zeit (über zwei Tage verteilt).

Ich nutze das Programm „Obsidian“ und speichere meine Dateien im Markdown-Format. Dadurch werde ich die Dateien auch in Zukunft noch öffnen können. Ich habe meine Obsidian-Vorlagen auf meiner Website veröffentlicht.

Tagesübersicht

Jeden Abend schreibe ich in meinem Moleskine-Wochenkalender mein tägliches Highlight, meine Lektion des Tages und meine Kontakte des Tages auf. Außerdem notiere ich die Zeiten, zu denen ich aufgestanden und ins Bett gegangen bin. In der integrierten Monatsübersicht des Kalenders hake ich mit Kürzeln meine Gewohnheiten ab.

2021 habe ich diese Übersicht noch am Computer erstellt, aber ich genieße es, mit der Hand auf Papier zu schreiben und möchte 2022 meine Bildschirmarbeit, besonders kurz vor dem Schlafengehen, einschränken. Ich glaube, es wird schön sein, in ein paar Jahren durch die alten Kalender blättern zu können.

Wochenübersicht

Jeden Sonntagabend tippe ich die Highlights und die Kontakte der Woche in das Computerprogramm Obsidian ab, damit ich später darauf zugreifen und sie durchsuchen kann. Außerdem suche ich mir die wichtigste Lektion aus, die ich als Lektion der Woche aufschreibe. Danach vermerke ich drei Dinge, für die ich dankbar bin. Das können Personen, Ereignisse, Erlebnisse oder etwas ganz anderes sein.

Am Ende meiner Wochenübersicht schreibe ich einige frei formulierte Absätze darüber, wie ich mich im Verlauf der Woche gefühlt habe.

Jahresübersicht

Die Jahresübersicht ist der umfangreichste Teil meines Tagebuchs. In einem Rückblick schreibe ich die Erfolge und Wachstumschancen des Jahres auf.

Danach reflektiere ich, in welchen Bereichen meines Lebens ich Fortschritte gemacht habe und worauf ich mehr achten sollte. Diese Bereiche sind:

Außerdem schreibe ich auf, ob ich meine Ziele für das Jahr erreicht habe. Was will ich besser machen? Was möchte ich beibehalten?

Am Ende der Jahresübersicht lege ich fünf Ziele für das nächste Jahr fest und entscheide ich mich für einen Hauptfokus. Im Jahr 2021 ist dieser für mich beispielsweise Achtsamkeit.


Durch diese Praxis kann ich nachschauen, was das wichtigste Ereignis jedes Tages ist, wie ich mich in jeder Woche gefühlt habe und welche Ziele ich habe. Ich kann reflektieren, was gut läuft, und erkennen, wenn etwas schief geht.

Mein Tagebuch ist für mich ein Kompass, durch den ich auf Kurs bleibe und durch den meine täglichen Gewohnheiten im Einklang mit meinen langfristigen Zielen stehen.

Ein Tagebuch bietet für jeden einen Vorteil. Der Rückblick auf das eigene Leben ist wichtig, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Deswegen sollte man ein Tagebuch führen.