Lucas Brenner » Artikel » Ziele vs. Systeme



Es gibt in der Welt der Produktivität und Selbstverbesserung einen Konflikt zwischen zwei Lagern: die Zielsetzer und die Systembefolger. Es geht darum, ob Ziele oder Systeme geeigneter sind, um seine Arbeit zu erledigen.

Dabei ist die Antwort auf die Frage denkbar einfach: Man braucht beides.

Grundlagen der Zielsetzung

Jeder Mensch hat bewusst oder unbewusst Ziele. Man möchte genauso gut Geige spielen wie die Frau in einem Internetvideo, man möchte auch programmieren können und so weiter.

Ein Ziel ist eine idealisierte Vorstellung von seinem zukünftigen Ich. Man stellt sich vor, dass man in Zukunft einen bestimmten Meilenstein erreicht hat. Es geht dabei nicht darum, wie man das Ziel erreicht, sondern nur um die Idealvorstellung.

Ein Ziel ist also eine Vorstellung, an der man seinen eigenen Erfolg misst. Außerdem kann ein Ziel motivieren und die Kreativität beflügeln.

Dennoch ist es wichtig, realistische Ziele zu setzen. Wenn ein Ziel zu schwierig ist, kann man nicht mit sich selbst zufrieden sein, selbst wenn man vieles erreicht hat. Außerdem fühlt sich, überspitzt gesagt, ein 99-prozentiger Fortschritt ähnlich schlecht an wie gar kein Fortschritt, weil bei beiden das Ziel nicht erreicht wurde.

Grundlagen der Systeme

Ein System konzentriert sich auf tägliche bzw. kurzfristige Abläufe, die Fortschritt erzeugen. Eine Routine und Gewohnheiten sind Arten von Systemen. Indem man seinen Tag plant kann man Systeme leicht in den Alltag integrieren.

Systeme haben demnach kein „Ende“ und vermitteln unter Umständen nicht dasselbe Erfolgsgefühl wie das Erreichen eines Ziels. Man hat keinen klaren Meilenstein, auf den man zuarbeiten kann, außer das Aufrechterhalten der Gewohnheit. Das Führen eines Haushaltsbuchs ist beispielsweise ein System, um den Überblick über seine Finanzen zu behalten.

Eine Erfolgssträhne kann zwar motivierend wirken, sollte die Strähne aber reißen, kann das so niederschmetternd sein, dass man die Gewohnheit gleich komplett aufgibt.

Ziele und Systeme sollten gemeinsam eingesetzt werden

Wie du vielleicht bemerkt hast, ergänzen sich Ziele und Systeme sehr gut. Ihre Vorteile ergänzen sich und viele ihrer Schwächen lösen sich gegenseitig auf. Man vermeidet dadurch Überforderung, Stress und negative Emotionen.

Den Nachteil der Ziele, dass der Weg zum Erreichen des Meilensteins nicht klar gezeichnet ist, wird durch ein System relativiert. Das Problem eines Systems, dass es keine klare Messlatte gibt, wird durch ein Ziel aufgelöst.

Wenn man mit System sein Ziel erreicht hat, kann man sich überlegen, ob man das System beibehalten möchte oder nicht. Falls ja, setzt man sich ein neues Ziel und die Reise geht weiter. Unrealistische Ziele werden größtenteils verunmöglicht, da es für diese Ziele kein passendes System gibt.

Ich beschreibe Ziele und Systeme gern mit folgender Metapher: Ein System ist wie eine Karte, auf der ein Weg eingezeichnet ist, der einen vorwärtsbringt. Ein Ziel ist ein Kompass, der die Richtung zur Destination weist. Ohne Karte wird man nicht am Ziel ankommen; ohne Ziel und Kompass kann man sich auf der Karte nicht orientieren.

Um etwas zu erreichen, braucht man also sowohl Ziele als auch Systeme. Man schöpft das eigene Potential erst aus, wenn man Ziele und Systeme klug kombiniert. Am Ende des Lebens erkennt man, dass Produktivität sowieso nie das endgültige Ziel war.