Lucas Brenner » Artikel » Wie ich mein Verhältnis zu Technologie revolutionieren möchte



Es ist erschreckend, wie viel Zeit wir heute mit digitalen Geräten und Bildschirmen verbringen. Geh jetzt in die Einstellungen deines Geräts und schau deine Nutzungszeit nach – du wirst es auch nicht glauben.

Nachdem ich von meiner dreiwöchigen Exkursion nach Kirgistan zurückkam, konnte ich endlich erkennen, wie exzessiv wir unsere Smartphones, Computer und Tablets nutzen. Während der Exkursion lag meine durchschnittliche tägliche Bildschirmzeit bei 30 Minuten.

Natürlich ist das im Alltag kein realistisches Ziel, doch es zeigte mir, dass ein Leben ohne Bildschirme möglich ist. Noch vor wenigen Jahrzehnten war es vollkommen normal, ohne Telefon aus dem Haus zu gehen. Und trotzdem verhalten wir uns heute so, als ob wir auf Technik angewiesen wären, um zu überleben.

Wegen dieser Erfahrung habe ich beschlossen, mein Verhältnis zu Technik grundlegend zu überdenken – und habe herausgefunden, dass ich dadurch nicht nur entspannter bin, sondern mich auch einfach besser fühle. Dabei habe ich vor einiger Zeit schon eine Philosophie der Technologienutzung für mich festgelegt! Das soll in diesem Artikel vertieft werden.[1]

Technik in ihre Schranken weisen

Die Nutzung von Technologien ist viel zu weit in unseren Alltag vorgedrungen. Wir nutzen sie für jeden erdenklichen Zweck. Der erste Schritt ist also, diese allumfängliche Nutzung einzuschränken.

Ich trage, wenn ich unterwegs bin, eine Armbanduhr, damit dieser Zweck für mein Handy entfällt. Außerdem habe ich auf meinem Handy nur die absolut nötigsten Apps installiert, darunter keine einzige Social Media-App.

Technik ist nur ein Mittel für einen bestimmten Zweck, kein Allheilmittel. Sie sollte einen bestimmten Zweck erfüllen – und nicht mehr.

Außerdem setze ich einen täglichen 30-Minuten-Timer. Mehr als diese Zeit darf ich nicht ziellos im Internet surfen oder durch YouTube-Videos browsen. Sobald man sich einmal an diese Einschränkung gewöhnt hat, fällt einem auf, wie viel bessere Möglichkeiten es gibt, sich die Zeit zu vertreiben.

Ein wichtiger Tipp ist, Social Media nur sehr eingeschränkt zu nutzen. Ich selbst nutze neben WhatsApp nur YouTube und LinkedIn. Kein Twitter, kein Instagram, nichts. Gerade TikTok kann zu einer unglaublichen Zeitverschwendung mutieren.

Nutzungsbarrieren erhöhen

Zusammen mit der Nutzungseinschränkung versuche ich, die Verwendung so schwierig wie möglich zu machen. Beispielsweise nutze ich ausschließlich die Web-Versionen von YouTube und LinkedIn statt deren Apps und speichere meine Log-ins nicht.

Die Apps sind darauf zugeschnitten, die eigene Aufmerksamkeit gefangen zu nehmen. Die Web-Versionen sind schwieriger zu nutzen, weil man erst zum Computer gehen und sich anmelden muss.

Außerdem habe ich auf allen meinen Geräten jederzeit den „Nicht stören“-Modus aktiviert. Das heißt, dass selbst die wenigen Benachrichtigungen, die ich überhaupt erlaube, stummgeschaltet werden. Die einzigen Ausnahmen gelten für Textnachrichten meiner Familie, alle Anrufe, meine Banking-App und meinen Kalender.

Wer diszipliniert genug ist, kann versuchen, jedes Mal eine Intention zu formulieren, bevor man ein Gerät nutzt. Ich versuche das immer, wenn ich meinen Laptop aufklappe oder mein Handy aus der Tasche ziehe.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Um meinen Fortschritt (und manchmal auch meine Rückfälle) zu überprüfen, schaue ich jeden Tag in meine Bildschirmzeit-Statistiken und trage sie in mein Tagebuch ein.

Das ist besser, als sich auf sein Gefühl zu verlassen, weil man sich dabei stark verschätzen kann. Am Anfang habe ich meine Bildschirmzeit niedriger eingeschätzt, als sie tatsächlich war. Deswegen gilt hier das Sprichwort „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Außerdem vermittelt es auch ein gewisses Gefühl von Stolz, wenn man die eigene Bildschirmzeit unter eine gewisse Schwelle gedrückt hat!



Fußnoten

[1] Bei dieser Umstellung war das Buch „Digitaler Minimalismus“ von Cal Newport sehr hilfreich.