Lucas Brenner » Artikel » Meine Reise ans andere Ende der Welt



Diesen Sommer hatte ich die Möglichkeit, an einer wissenschaftlichen Exkursion nach Kirgistan/Kirgisistan teilzunehmen. Die Kirgisische Republik liegt in Zentralasien, ist sehr gebirgig und wird von großen täglichen Temperaturschwankungen geprägt.

Im Rahmen meiner Exkursion mit dem Team von Salamat Nurmatova habe ich Nord-Kirgistan kennengelernt und die einheimischen Reiseleiter*innen haben uns die lokale Natur, Kultur, Politik und Lebensart gezeigt.

Zusammen mit 31 anderen Exkursionsteilnehmer*innen sind wir mit Bussen und einem Auto durch den Norden Kirgistan gereist. Die Nächte haben wir zum Teil in Gasthäusern verbracht, aber wir haben auch gezeltet und in traditionellen Jurten geschlafen. Es gab jeden Tag spannendes Programm und reichlich zu Essen. Dank der sehr guten Deutschkenntnisse des Exkursionsteams und der Möglichkeit, auch Englisch zu sprechen, gab es keine Kommunikationsprobleme. Außerdem haben wir während der Exkursion auch ein wenig Kirgisisch gelernt.

In diesem Artikel möchte ich über den Reiseablauf und über meine Erfahrungen schreiben. Falls du am Ende auch Lust auf eine Reise nach Kirgistan bekommen hast, kannst du dich auf der Website von Salamat über die Exkursion informieren.[1]

Der Reiseablauf

Die Reise begann in der Hauptstadt Bischkek, wo ich morgens mit dem Flugzeug aus Europa ankam. Nach zwei Erholungstagen fuhr meine Exkursionsgruppe durch das Tschu-Tal zum Burana-Minarett in der altertümlichen Stadt Balasagyn an der historischen Seidenstraße. Wir übernachteten im Zelt und unternahmen am nächsten Tag eine Wanderung zum See Kol-Tor im Gebirge.

Danach fuhren wir in die Boom-Schlucht und wanderten dort durch die Canyons.


Einer unserer Bergführer in den Canyons
Einer unserer Bergführer in den Canyons

Außerdem fuhren wir zur Song Köl-Hochebene, die auf ca. 3.000 Metern liegt, um dort mit einheimischen Nomaden einen Reitausflug zu machen und in den traditionellen Jurten-Zelten zu schlafen.

Während der Reise hatten wir die Möglichkeit, verschiedene Museen zu besuchen, Vorträge von eigens angereisten Wissenschaftler*innen zum Beispiel über Weidesysteme, Geopolitik, Kultur und Geschichte zu hören und unseren Exkursionsführer*innen jederzeit Fragen zu stellen.

Nachdem wir bei unserem Reitausflug von plötzlichem Regen und Hagel überrascht wurden, waren wir froh, am nächsten Tag auf der Fahrt nach Atbaschi entspannen zu können. Dort haben wir eine Wanderung in der Baschkaindy-Schlucht zum größten Wasserfall Kirgistans gemacht. Am Abend haben wir eine Sauna bzw. russische Banja ausprobiert.


Der größte Wasserfall Kirgistans
Der größte Wasserfall Kirgistans

Am nächsten Tag fuhren wir zum Issyk Kul-See (mit Sandstrand!), den zweitgrößten Hochgebirgssee der Welt, besichtigten in Bokonbaevo eine traditionelle Filzmanufaktur, fertigten einen eigenen Filzteppich mit Nomadentechnologien an und genossen ein Bad in heißen, natürlichen Quellen.


Der Sandstrand des Issyk Kul-Sees bei Sonnenuntergang
Der Sandstrand des Issyk Kul-Sees bei Sonnenuntergang

Außerdem durften wir bei der Adlerjagd und beim Nomadenspiel Kok Boru zusehen. Kok Boru ist vergleichbar mit Fußball, nur das man dabei auf Pferden reitet und den Torso einer geschlachteten Ziege vom Boden aufheben und ins „Tor“ befördern muss. Nach dem Spiel wird die Ziege gegessen, weil sie als besondere Delikatesse gilt. Am Abend gab es eine Folklore-Show, bei der wir Musik und Instrumente Kirgistans kennenlernen konnten.

Danach sind wir zum Wasserfall „Mädchentränen“ gewandert und zu einem Gletscher auf 4.000 Höhenmeter gefahren.

Anschließend ging es in die Stadt Karakol. In der ehemaligen Garnisonsstadt gibt es eine holzverkleidete, orthodoxe Kirche mit fünf Türmen. Außerdem liegt im Stadtkern die einzige Dunganen-Moschee, die ebenfalls aus Holz im Stil einer Pagode gebaut wurde. In Karakol haben wir danach noch das Museum und Grab des wichtigen Zentralasienforschers Nikolai Michailowitsch Prschewalski besichtigt und den örtlichen Basar besucht.

Am nächsten Tag sind wir zur einzigen forstlichen Versuchsanstalt bzw. Baumschule Kirgistans und danach zu einem abgelegenen, wilden Strand am Issyk Kul-See gefahren. Dort haben wir einige Tage gezeltet, in der Sonne gelegen und gebadet. Außerdem haben wir, wie während der gesamten Exkursion, wissenschaftliche Vorträge gehört und abends beim Lagerfeuer gemeinsam Schaschlik-Spieße Marshmallows gegessen.

Am Ende der Reise sind wir circa 420km zurück nach Bischkek gefahren, haben dort den Stadtkern bzw. das Regierungsviertel besichtigt und im Gasthaus eine Abschiedsparty geschmissen. Weil ich erst einen Tag später nach Europa zurückgeflogen bin, durfte ich am letzten Tag mit der Dolmetscherin und Exkursionsleiterin Salamat, ihrem Ehemann und Bergführer Arslan und ihren beiden Kindern zu ihnen nach Hause fahren. Danach bin ich früh morgens zurück nach Europa geflogen – und habe viele schöne Erinnerungen mitgenommen.

Meine Erfahrungen

Die Exkursion nach Kirgistan war eine wundervolle Erfahrung, durch die ich mich sowohl akademisch, als auch persönlich weiterentwickeln konnte. Während meines dreiwöchigen Aufenthalts konnte dank des einheimischen Exkursionsteams vollkommen in Kirgistan eintauchen.

Durch die Reise habe ich neue fachliche Eindrücke gewonnen, bin unabhängiger/eigenständiger geworden und habe die Herausforderung überwunden, drei Wochen keinen Kontakt zu Familie und Freunden zu haben. Das hat mir bei meinem späteren Auslandssemester geholfen.

Natürlich gab es auch einige Herausforderungen, die die Exkursion aber nur umso spannender gemacht haben. Beispielsweise sind in Kirgistan Trockentoiletten (auf Deutsch: Plumpsklos) vorherrschend und in einigen Nächten war der Wind relativ stark, sodass alle Teilnehmer*innen mit Tunnelzelten eher schlaflose Nächte hatten.

Darüber hinaus gab es aber keinerlei Probleme und auch das Wetter war die meiste Zeit der Exkursion über sehr gut. Bei solchen Reisen gewöhnt man sich automatisch Resilienz und einen gesunden Sinn für Humor an – zum Beispiel, wenn man durch die plötzliche Ernährungsumstellung den eigenen Magen-Darm-Trakt verwirrt.

All diese Herausforderungen waren aber keine echten Probleme und dank der fantastischen Reiseleitung war für alles gesorgt. Insbesondere das Essen während der Exkursion war nicht nur unglaublich umfangreich, sondern mindestens genauso lecker.

Hast du Fernweh bekommen?

Kirgistan ist ein sehr interessantes Land, das durch atemberaubende Natur und Kultur beeindruckt. So leben die Nomaden im gleichen Land wie die sesshaften Menschen in den Städten. Auch die Religionen sind unterschiedlich (z. B. Islam und orthodoxes Christentum).

Wenn du jetzt auch Lust auf eine Exkursion durch das Nomadenland Kirgistan bekommen hast, kann ich dir die Exkursionen von Salamat und ihrem Team nur empfehlen, über die du dich mit dem Link informieren kannst.

Die Nord-Kirgistan-Exkursion, an der ich teilgenommen habe, war das Geld mehr als wert. Ich werde mein gesamtes Leben an die Exkursion zurückdenken und von den Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte, profitieren.



Fußnoten

[1] Ich bekomme für diese Empfehlung kein Geld, aber ich fand die Exkursion so toll, dass ich die Reise einfach so weiterempfehlen möchte.