Lucas Brenner » Artikel » Mein Auslandssemester am UCL



Von September bis Dezember 2023 habe ich ein Auslandssemester am University College London (UCL) gemacht. Dabei habe ich viele Erfahrungen gemacht, die mich nicht nur akademisch, sondern auch persönlich weitergebracht haben. Warum man sich durch einen Auslandsaufenthalt weiterentwickelt, habe ich in einem anderen Artikel beschrieben. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen aus London reflektieren, ähnlich wie in meinem Bericht über meine Kirgistan-Exkursion.

Hauptgebäude des UCL
Das Hauptgebäude des UCL am Anfang meines Auslandssemesters

Reise & Unterkunft

Ich bin mit dem Eurostar von Köln nach London St. Pancras gefahren und in Brüssel umgestiegen. Das war sehr einfach und es gibt keine Gewichtsbegrenzung fürs Gepäck. Außerdem kommt man mitten in London an und braucht zu den Studierendenwohnheimen und zum UCL-Hauptgebäude nur wenige Minuten.

Ich habe in einem Studierendenwohnheim nur wenige Minuten mit der Tube von der Uni entfernt gelebt. Die Miete war natürlich sehr hoch, aber das ist in London normal. Trotzdem war es spannend, so zentral in einer Metropole zu wohnen.

Da im Wohnheim nur UCL-Studierende gewohnt haben, konnte ich viele neue Leute kennenlernen und bei den Veranstaltungen in der Unterkunft treffen.

Mein Zimmer im UCL-Studierendenwohnheim
Mein Zimmer im Studierendenwohnheim

Studium & Alltag

Die Qualität der Lehre am UCL ist erwartungsgemäß hoch. Obwohl ich bei einigen Modulen abgelehnt wurde, weil sie bereits voll waren, war die Kursauswahl so groß, dass ich vier spannende Module gefunden habe. Von politischer Geografie über Global Events bis zu Umweltwissenschaften habe ich in meinem Auslandssemester ein breites wissenschaftliches Spektrum abgedeckt.

Wie man sich denken kann, gibt es in London neben dem Studium Unmengen an Dingen, die man tagsüber oder nachts unternehmen kann. Die Auswahl an Clubs, Pubs etc. ist riesig und es werden häufig Partys von UCL-Societies veranstaltet.

Die Preise in London sind allerdings ebenfalls sehr hoch. Nicht nur der ÖPNV, sondern auch das Ausgehen und Lebensmittel sind im Vergleich teurer als in Deutschland. Ich habe eigentlich jeden Tag selbst gekocht und mir Essen über die App „TooGoodToGo“ gekauft. Immerhin kann man überall – selbst bei den Spenden für Straßenmusiker*innen – mit Karte zahlen.

Am UCL gibt es mehrere hundert Societies zu allen möglichen Themen, von Rudern über Tanz bis Weltraum. Societies sind studentische Clubs oder Vereinigungen. Das Angebot war so groß, dass man gar nicht alles mitmachen kann – es gab also neben dem Studium definitiv auch genug zu tun, um die Freizeit zu füllen!

Londoner Straße mit Weihnachtsbeleuchtung
London wird zur Weihnachtszeit festlich geschmückt

Meine Erfahrungen

Das Auslandssemester hat mich sowohl akademisch als auch persönlich weitergebracht. Allein im Ausland zu leben ist eine Herausforderung, an der man wächst und durch die man viel über sich selbst lernt. Als ich in London angekommen bin, kannte ich nur einen anderen Studierenden aus Deutschland – bei meiner Abreise hatte ich viele neue Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen.

Auslandserfahrungen tragen zur Persönlichkeitsbildung bei, weil sie einen vor Probleme und Herausforderungen stellen, denen man im eigenen Heimatland nicht begegnet wäre. Eine andere Sprache, Kultur, neue Menschen und der Umgang mit Heimweh in seinen zahlreichen Formen führen dazu, dass man gezwungen wird, über sich hinauszuwachsen.

Außerdem ist das Leben in einer Metropole wie London natürlich ganz anders als in einer deutschen Großstadt. Es ist viel mehr los, der ÖPNV ist umfangreicher, aber auch verwirrender, und es ist immer irgendwo etwas los.

Auch wenn die räumliche Trennung von meiner Familie und meiner Freundin manchmal schwierig war, bin ich trotzdem froh, das Auslandssemester gemacht zu haben. Ich glaube, ich bin jetzt bei vielen Dingen entspannter und lockerer als vor meinem Auslandssemester. Wenn ich mir vorher viele Gedanken über Probleme gemacht hätte, sehe ich es jetzt lockerer als vorher. Natürlich ist ein Auslandssemester kein Allheilmittel und auch keine Garantie für eine Persönlichkeitsentwicklung, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist relativ hoch.

Den wahren Einfluss des Auslandssemesters bemerkt man erst, wenn man wieder zurückgekommen ist. Für einen selbst verläuft der Übergang fließend, sodass man ihn gar nicht bewusst wahrnimmt, aber für Freunde und Familie in der Heimat ist die Veränderung offensichtlich. Deswegen fühlt man sich am Anfang zu Hause etwas fremd, weil man sich erst wieder an die alte Umgebung gewöhnen und sich einleben muss. Ich habe mich die ersten Tage zu Hause so gefühlt, als ob ich dort nur zu Besuch sei. Dieses Gefühl lässt nach einigen Tagen aber nach.

Insgesamt war mein Auslandssemester für mich eine schöne und einflussreiche Erfahrung, an die ich mich mein ganzes Leben lang erinnern werde.