Lucas Brenner » Artikel » Genieße das Leben, denn es ist nicht fair



Das Leben ist nicht fair, weil es das Prinzip Fairness nicht kennt. Menschen bewerten die Dinge, die um sie herum geschehen, indem sie sie mit ihren Werten, Erwartungen, Gefühlen und Wünschen in Verbindung setzen. Doch das Universum – oder was auch immer du als die treibende Kraft der Ereignisse ansiehst – kennt diese Konzepte nicht. Der plötzliche Tod eines nahestehenden Menschen, eine Kündigung, ein Unfall oder ein anderes negatives Ereignis mögen dir persönlich unfair erscheinen, aber du kannst trotzdem nichts daran ändern, dass diese Dinge passieren. Du hast keine Kontrolle darüber, was zu welchem Zeitpunkt in welcher Form passiert. Diese Einsicht ist ein zentraler Baustein des Stoizismus.

Doch auch wenn das Leben manchmal unfair, grausam und kalt sein kann, gibt es genauso schöne, warme und freudige Momente. Wir haben keinen Einfluss auf die Verteilung oder die Anteile dieser Momente, sondern wir können sie nur so nehmen, wie sie kommen. Natürlich können wir die Chancen für glückliche Momente erhöhen und unsere Erwartungen kontrollieren, aber all dies hat keinen direkten Einfluss auf die „Fairness“ des Lebens.

Das Konzept des Gleichgewichts spielt in vielen Kulturen eine wichtige Rolle. Egal ob Jing und Jang oder die Waage der Gerechtigkeit, uns ist das Prinzip, dass sich die Dinge im Leben ausgleichen, eigentlich bekannt. In dieser Art und Weise sollten wir auch unser Leben betrachten. Natürlich werden positive und negative Gefühle nicht immer im Gleichgewicht sein, aber dennoch lässt sich ein gewisses Hin- und Herpendeln feststellen. Auf glückliche Momente und Phasen folgen eher traurige – aber, und das ist das Wichtige, auf traurige Momente oder Phasen folgen wiederum glückliche.

Um dieses Pendeln der Gefühle wahrzunehmen und für sich zu nutzen, sollte man vor allem versuchen, offen zu bleiben. Wer sich emotional in seine negativen Gefühle hineinsteigert und alles andere ablehnt, dem erscheint das Leben viel grauer, als es eigentlich ist. Auf der anderen Seite sollte man sich auch nicht in positiven Emotionen gehen lassen, denn dann werden die eigenen Erwartungen früher oder später enttäuscht.

Was ich in diesem zugegebenermaßen weniger strukturierten Artikel vermitteln möchte, ist, dass die Ereignisse in unserem Leben erst einmal nur Ereignisse sind. Wir weisen ihnen als Menschen eine Bedeutung zu, bewerten sie und spannen aus ihnen Geschichten, um die Dinge um uns herum zu erklären. Dabei binden wir auch unsere Gefühle an externe Ereignisse und empfinden das Leben als unfair, wenn wir oft mit negativen Dingen konfrontiert werden. Um das zu vermeiden, sollte man sich klar machen, dass positive und negative Gefühle zwei Seiten derselben Medaille sind; ohne die einen kann es die anderen nicht geben. Außerdem sollten wir versuchen, offen für die emotionalen Schwingungen des Lebens zu sein. Auf negative Phasen folgen auch wieder positive und umgekehrt.

Verzweifle nicht, wenn du gerade eine schwere Zeit durchmachst! Du darfst das Leben trotzdem genießen (oder es versuchen) und du kannst dir sicher sein, dass auch wieder gute Zeiten folgen werden. Wenn du gerade in einer solchen guten Zeit bist, genieße es, aber mache dir bewusst, dass irgendwann wieder etwas Negatives passieren wird. Wenn du auf diese Änderungen vorbereitet bist, kannst du ihnen mit mehr Kraft und Durchhaltevermögen entgegnen.

Egal, wo du im Leben in diesem Moment stehst, mit der stoischen Philosophie und dem Wissen, dass das Leben zwar unfair sein mag, aber im Gleichgewicht bleibt, kannst du deine Herausforderungen besser meistern.