Grenzen der Kontrolle

Im Alltag denken wir oft, wir könnten alles kontrollieren und müssten, um eine Situation zu verändern, nur hart genug arbeiten. Diese Kontrollsucht führt, besonders in schwierigen Situationen, zu Stress, Panik und Wut. Wer emotional reagiert, übersieht jedoch die einfachsten Lösungen und verliert seinen klaren Kopf.

Um auch in schwierigen Situationen ruhig und besonnen zu bleiben, sollten wir uns auf die Grundsätze der antiken Philosophie des Stoizismus konzentrieren. Die Prinzipien dieser philosophischen Schule sind auch heute noch aktuell und es gibt zahlreiche sowohl antike als auch moderne Werke über diese Weltanschauung. Zu den bekanntesten zeitgenössischen Autoren zählt wohl Ryan Holiday.

Kontrollieren was man kontrollieren kann

Wir haben viel weniger Einflussvermögen als wir vielleicht glauben. Dem Stoizismus zufolge können wir nur folgende Dinge selbst kontrollieren:

Die Kontrolle der eigenen Wahrnehmung ist von diesen Dingen, neben der Handlungskontrolle, am wichtigsten. Ein und derselbe Sachverhalt erscheint in einem völlig anderen Licht, je nachdem, wie man ihn wahrnimmt. Beispielsweise kann man sich an den positiven Aspekten einer Situation orientieren, um die eigene Meinung über das Geschehen zu verbessern. Wer die eigene Wahrnehmung kontrollieren kann, wird ein zufriedenes und glückliches Leben führen.

Akzeptieren, was man nicht kontrollieren kann

In vielen Situationen hat man keine oder nur eingeschränkte Kontrolle. Manchmal kann man das Geschehen beeinflussen, aber es gibt auch Situationen, in denen man gar nichts tun kann.

Dinge, die man nur eingeschränkt kontrollieren kann, sollte man so gut es geht positiv beeinflussen, aber sein persönliches Glück nicht von ihnen abhängig machen. Dies betrifft vor allem externe Belohnungen, zum Beispiel Wertschätzung oder Preise, aber auch die eigene Gesundheit und den eigenen sozialen Status. Selbst wenn man seine Gesundheit durch Sport, gesunde Ernährung und Schlaf positiv beeinflusst, hat man am Ende doch keine Kontrolle darüber, ob man krank wird oder nicht. Auch die Meinung anderer Menschen kann man höchstens durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beeinflussen, aber nicht kontrollieren.

Schlussendlich entziehen sich Situationen vollkommen der eigenen Einflussnahme. Beispielsweise zählen der Verlust oder der Abschied von einer geliebten Person, aber auch der eigene Tod zu diesen Situationen. In diesen Fällen gilt es, das Geschehene so zu akzeptieren, wie es ist.

Akzeptanz ist hier nicht in dem Sinne gemeint, dass man sich dem eigenen Leid hingibt und sich darin suhlt. Stattdessen sollten wir laut Stoizismus Leid und Freude als gleichwertige Teile des Lebens akzeptieren und keine Energie darauf verschwenden, diese Tatsache ändern zu wollen. Wer ein Problem akzeptiert, kann angemessen reagieren und sich darauf konzentrieren, was verändert werden kann. Unsere Beschwerden haben keinen Einfluss auf den Lauf der Ereignisse, sondern sie hindern uns nur daran, klar zu denken.

Diese Herangehensweise mag gefühllos oder kalt erscheinen, ist es aber nicht. Die eigenen Emotionen zuzulassen und Mitgefühl zu zeigen, sind menschliche Eigenschaften, die man nicht unterdrücken sollte. Der einzige Unterschied, den der Stoizismus klarmacht, ist, dass wir nicht zulassen dürfen, dass unsere Emotionen unser Handeln oder Denken negativ beeinflussen.

Wer diese Grundsätze bestmöglich befolgt, wird ein deutlich positiveres Leben führen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Niemand kann diese Grundsätze in jeder Situation befolgen. Mit der Zeit fällt die Anwendung dieser Prinzipien jedoch leichter. Ich versuche, diese Grundsätze so häufig wie möglich anzuwenden und habe dadurch viel gelernt.

Kontrolliere, was du kontrollieren kannst. Akzeptiere, was du nicht kontrollieren kannst.