Lucas Brenner » Artikel » Wir haben viele Identitäten



Im Alltag gehen wir davon aus, dass jeder Mensch eine Identität hat, die sein Ich ausmacht und die Persönlichkeit bestimmt. Das stimmt allerdings nicht, denn wir alle haben unzählige Identitäten, zwischen denen wir wechseln und die teilweise parallel existieren.

Verwechsle die Begriffe Identität und Persönlichkeit nicht! Identitäten verändern sich häufig und manchmal füllen wir auch mehrere zeitgleich aus. Eine Persönlichkeit hingegen ist stabiler und wir haben nur eine einzige. Sie kann sich über längere Zeit zwar auch verändern, ist aber im Vergleich zu Identitäten deutlich beständiger.

Warum haben wir viele Identitäten?

Jedes Verhalten ist mit einer Identität verbunden. Gewohnheiten und ihre Identitäten sind untrennbar miteinander verbunden. Beispielsweise ist jeder Mensch, der regelmäßig Klarinette spielt, ein Musiker oder eine Musikerin. Alle, die Bücher lesen, sind Leser*innen.

Wie man diese Identität wahrnimmt, ist aber sehr unterschiedlich. Menschen, die ihre Gewohnheiten über lange Zeit aufrechterhalten, nehmen die damit zusammenhängenden Identitäten meist intensiver wahr. Leider gilt das auch für schlechte Gewohnheiten. Menschen, die rauchen, nehmen sich als Raucher*innen wahr und erschweren sich so den Ausstieg. Die zugehörige Handlung ist der Kern der jeweiligen Identität.

Du kannst dir den Zusammenhang zwischen Gewohnheit und Identität aber auch zunutze machen.

Identitäten für sich nutzen

Obwohl dir negative Identitäten den Ausstieg aus einer Gewohnheit erschweren, kannst du sie auch zum Aufbau positiver Verhaltensweisen nutzen.

Die erste Möglichkeit ist, dich als das Gegenteil deiner schlechten Gewohnheit zu identifizieren. Wenn du nach Feierabend auf der Couch liegst, aber eigentlich Sport treiben möchtest, kannst du dich fragen, was ein Sportler oder eine Sportlerin tun würde. Wenn du dich als Sportler*in identifizierst, möchte dein Gehirn automatisch eher Sport treiben, um einen inneren Widerspruch zwischen Identität und Verhalten zu vermeiden.

Die zweite Möglichkeit ist, dass du dir eine Identität zulegst, die zur neuen Gewohnheit passt, die du entwickeln möchtest. Beispielsweise könntest du dich als fleißiger Studierender identifizieren, um regelmäßig zu lernen.

Gewohnheiten brauchen trotzdem mehr

Um eine Verhaltensweise erfolgreich als Gewohnheit zu etablieren braucht es trotzdem mehr als nur eine positive Identität. Beispielsweise muss man wirklich Spaß an einer Gewohnheit haben, um sie langfristig durchzuhalten.

In meinem Artikel „Wie man seine Gewohnheiten verbessern kann“ schreibe ich darüber, was unser Verhalten ausmacht, wie wir es erfolgreich verändern können und wo wir am häufigsten Fehler machen.


Am Anfang und zur Kontrolle hilft es, sich folgende Fragen zu stellen

Darauf aufbauend kannst du weitere Techniken anwenden, um deine Gewohnheit zu vertiefen. Die Identität bleibt aber immer der Kern deines Verhaltens – und weil wir täglich unzähligen Gewohnheiten nachgehen haben wir so viele verschiedene Identitäten.