Lucas Brenner » Artikel » Was ich durch meine erste Rede gelernt habe



Zeit nehmen

Jeder Mensch ist vor einer öffentlichen Rede aufgeregt. Durch den Kampf-oder-Flucht-Reflex wird man dazu gedrängt, auf die Bühne zu rennen und sofort in die Rede einzusteigen.

Um die Zuhörer nicht zu überfordern, sollte man ruhig auf die Bühne gehen und vor dem Einstieg innehalten. Was sich für den Redner wie eine Ewigkeit anfühlt, ist für das Publikum nur ein Wimpernschlag.

Mir hat es geholfen, am Anfang meiner Rede das Mikrofon zu richten, mein Skript vor mich zu legen und durchzuatmen. Dadurch habe ich mich am Anfang meiner Rede nicht verhaspelt.

Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit und Betonung anpassen

In einem normalen Gespräch sprechen die meisten Menschen mit einer Lautstärke von 5/10. Auch wenn du während einer Rede ein Mikrofon hast, solltest du deine Sprechlautstärke auf eine 7/10 erhöhen. So stellest du sicher, dass dich auch Zuhörer in der letzten Reihe gut verstehen können.

Gleichzeitig solltest du dein Sprechtempo verlangsamen. Dieser Punkt ist mir persönlich am schwersten gefallen, da ich schnell spreche. Versuche, dein Tempo zu drosseln und regelmäßig Pausen einzulegen, damit das Publikum deine Rede verarbeiten kannst.

Gleichzeitig solltest du Betonungen hervorheben. Wenn dir deine Sprechweise übertrieben vorkommt, ist sie genau richtig! Beim Publikum kommt nur ein Bruchteil der Gestik, Betonung und Mimik an. Daher ist es wichtig, deine Gesten und Sprechweise auf die Entfernung zu den Zuhörern anzupassen.

Denke daran: Du kennst deine Rede in- und auswendig, aber dein Publikum hört sie gerade das erste Mal!

Rede auswendig lernen

Genau wie bei Schulreferaten fällt es auch bei einer Rede auf, wenn der Redner sich nicht vorbereitet hat. Wer die Rede größtenteils auswendig kennt, kann sein Publikum ansehen. Mir fällt es dann leichter, mich auf meine Körpersprache und ein Lächeln zu konzentrieren.

Man sollte seine Rede so gut kennen, dass man keine Füllwörter wie „Äh“ oder „Ähm“ benutzt. Solche Wörter können das Publikum ablenken und die Wirkung der Rede schmälern.

Man kann trotzdem ein Redeskript mit auf die Bühne nehmen. Ich habe mich durch dieses Sicherheitsnetz wohler gefühlt.

Das Publikum unterhalten

Das Publikum möchte keine formale Rede, sondern es möchte unterhalten werden. Die Vorgaben sind je nach Anlass unterschiedlich streng und man muss sie mehr oder weniger beachten. Mein Auftritt war eine Schülerrede auf meiner Abifeier, also gab es für mich nur wenige Formalitäten zu beachten.

Trotzdem sollten die Wünsche und Ansprüche des Publikums Priorität haben. Wenn man eine Formalität brechen muss, um dem Publikum eine bessere Rede zu bieten, sollte man das tun.

Reden müssen nicht langweilig sein. Das Publikum erwartet, dass du deine Rede auf die Zuhörer zuschneidest.

Einen Mehrwert bieten

Reine Unterhaltung reicht nicht aus, um das Publikum zu überzeugen. Deine Rede sollte den Zuhörern einen Mehrwert bieten. Das kann zum Beispiel Wissen, Erfahrungen oder Inspiration sein.

Du solltest dich nicht als Guru darstellen. Auch der Redner kann von seiner eigenen Rede lernen. Betrachte das Publikum als eine Art Gesprächspartner. Nehme die Resonanz der Zuhörer wahr und reagiere darauf.

Sich selbst nicht zu ernst nehmen

Selbst wenn du alle Tipps beherzigst und dich auf deine Rede vorbereitest, wirst du dennoch Fehler machen. Wenn du dich in deiner Rede verhaspelst oder einen Aussetzer hast, ist es wichtig, die Fassung zu bewahren.

Lächele über deinen Fehler. Mache einen Witz darüber. Sammele dich und mache dann weiter, als wäre nichts geschehen. Das Publikum lässt dir alle Fehler durchgehen, wenn du positiv darauf reagierst.

Es ist normal, dass du deine Rede nicht so vortragen wirst, wie du sie geprobt hast. Vielleicht musst du einen Teil der Rede verändern, weil du etwas vergessen oder übersprungen hast. Du solltest diese spontanen Einfälle zulassen, denn durch die Ungezwungenheit wird deine Rede erst lebendig.

Nicht zu lang reden

Eine zu lange Rede ist ermüdend. Halte lieber eine kürzere Rede, als das Publikum zu langweilen.

Besonders das Ende der Rede sollte in Erinnerung bleiben und nicht durch einen zu langen Mittelteil in den Hintergrund gedrängt werden. Baue am Ende eine interaktive Fragerunde ein und kürze dafür den Hauptteil deiner Rede. So wird das Publikum gefordert und bleibt aufmerksam.

Den Beifall dankbar entgegennehmen

Auf meinem Abiball habe ich bemerkt, dass viele Redner nach ihrer Rede schnell von der Bühne verschwinden. Ich vermute, dass die Ursache dafür wie beim Beginn der Rede der Kampf-oder-Flucht-Reflex ist.

Ich versuche mich am Ende meiner Rede daran zu erinnern, dass ich nicht von der Bühne laufen sollte. Stattdessen sollte man innehalten, lächeln und sich beim Publikum bedanken.

Als Redner sollte man die Zuhörer wertschätzen und den Beifall entgegennehmen, beispielsweise mit einer Verbeugung. Auch wenn dir diese Geste übertrieben vorkommt, bemerke ich als Zuhörer immer, wenn ein Redner dem Beifall nicht genug Beachtung schenkt.

Betrachte das Klatschen als Geschenk des Publikums, das du nach deiner Arbeit während der Rede genießen darfst.


Um neue Erfahrungen zu sammeln, muss man seine Komfortzone verlassen. Die meisten wertvollen Erfahrungen verbergen sich hinter Aufgaben, die Typ 2-Spaß sind.