Lucas Brenner » Artikel » Man sollte gute Bücher mehrmals lesen



Es gibt zwei Arten von Menschen, wenn es ums Bücher lesen geht: Die, die jedes Buch nur einmal lesen und die, die einige Bücher mehrfach lesen. Wie du am Titel dieses Artikels erkennen kannst, gehöre ich zum zweiten Lager, und erkläre hier, warum ich gute Bücher zweimal oder öfter lese. Außerdem habe ich in einem anderen Artikel darüber geschrieben, wie man mehr Bücher lesen kann.

Aber über welche Bücher rede ich genau? Man sollte zwischen Romanen und Sachbüchern unterscheiden. Romane und Geschichten kann man natürlich mehrmals lesen, allerdings tut man das normalerweise aus Nostalgie oder weil man tiefer in die Geschichte einsteigen möchte. In diesem Artikel werde ich mich allerdings auf Sachbücher konzentrieren, die Wissen vermitteln. Denn auch wenn man dieses Wissen schon kennt bietet das erneute Lesen einen großen Mehrwert.

Das Wissen wird vertieft

Auch wenn man schon weiß, welche Argumente und Theorien im Sachbuch vorgestellt werden, das man erneut liest, kann man dieses Wissen vertiefen. Gerade wenn man das Buch vor längerer Zeit das letzte Mal gelesen hat, kann man die Argumente, Beispiele und Position des/der Autor*in vertiefen. Eventuell deckt man sogar Missverständnisse auf, die beim ersten Lesen entstanden sind.

Zugegebenermaßen lässt sich ein Großteil dieses Vorteils auch durch das Lesen einer Zusammenfassung oder der eigenen Buchnotizen erreichen und in Situationen, in denen man schnell an das Wissen gelangen muss, würde ich diese Methoden empfehlen. Wenn man allerdings tiefer und intensiver ins Thema einsteigen möchte, kann sich ein erneutes Lesen des gesamten Buchs lohnen.

Man lernt etwas Neues dazu

Gerade bei umfangreichen Sachbüchern wird man beim ersten Lesen einige Dinge nicht verstehen, übersehen oder nicht richtig einordnen können. Im besten Fall führt das zu Wissenslücken oder einem nur oberflächlichen Verständnis, im schlimmsten Fall sind Missverständnisse oder das Lernen falschverstandener Informationen die Konsequenz.

Wer ein Buch erneut liest, kennt die Struktur und die Hauptargumente bereits. Dadurch lassen sich die Informationen des Buchs besser einordnen und leichter verstehen. Jedes Mal, wenn ich ein Buch erneut lese, finde ich Techniken, Beispiele und Punkte, die ich vorher überlesen habe.

Man erhält eine andere Perspektive

Nach dem erneuten Lesen hat man Informationen gesammelt, die sich zu einem neuen Bild zusammensetzen, das die gesamte Perspektive zu einem Thema verändern kann. Alte Informationen können durch neue Argumente in einem anderen Licht erscheinen. Außerdem vervollständigt sich die „mentale Karte“ eines Themenfelds, auf der man die verschiedenen Unterthemen sowie deren Beziehungen einzeichnet, sodass man ein tieferes Verständnis des Themas erreicht.

Darüber hinaus setzt man das „alte“ Buch mit den Werken anderer Menschen in Verbindung, die man später gelesen hat. So kann man verschiedene Perspektiven zu einem Thema (z. B. pro und kontra) kombinieren und eine ausgeglichenere eigene Perspektive entwickeln.

Zwei positive Nebeneffekte

Neben diesen wichtigen Gründen gibt es auch zwei kleinere Nebeneffekte. Erstens sieht man, wie weit man gekommen ist, wenn man Bücher erneut zur Hand nimmt, die man das letzte Mal vor Jahren gelesen hat. Besonders wenn man sich dann noch die eigenen Notizen ansieht, bemerkt man, wie viel man dazugelernt hat.

Zweitens spart man Geld, denn man muss für das erneute Lesen von Büchern, die man bereits besitzt, nicht zahlen. Langfristig können sich diese Ersparnisse addieren und tatsächlich etwas ausmachen. Das soll kein Argument sein, keine neuen Bücher zu kaufen, aber wenn man in einem Monat knapper bei Kasse ist, ist das erneute Lesen von Büchern eine gute Möglichkeit, Geld zu sparen und trotzdem etwas dazuzulernen.


Zusammenfassend hat das erneute Lesen von Büchern nur Vorteile. Man muss allerdings darauf achten, dass man auch beim mehrmaligen Lesen die eigenen Literaturnotizen erweitert, damit man das Gelernte langfristig festhält.

Die einzige Ausnahme ist, wenn man schnell an das Wissen eines Buchs kommen muss. In diesem Fall ist es sinnvoller und effizienter, nicht das gesamte Buch, sondern nur eine Zusammenfassung oder die eigenen Notizen zu lesen.