Gute Bücher mehrmals lesen

Es gibt zwei Arten von Menschen, wenn darum geht, Bücher zu lesen: die, die jedes Buch nur einmal lesen und die, die einige Bücher mehrfach lesen. Wie du am Titel dieses Artikels erkennen kannst, gehöre ich zum zweiten Lager und erkläre hier, warum ich gute Bücher zweimal oder öfter lese. Außerdem habe ich in einem anderen Artikel darüber geschrieben, wie man mehr Bücher lesen kann.

Dieser Artikel konzentriert sich auf das mehrmalige Lesen von Sachbüchern. Romane lese ich ebenfalls manchmal häufiger, allerdings nur aus Nostalgie. Bei Sachbüchern bietet das erneute Lesen aber Vorteile.

Wissen vertiefen

Auch wenn man schon weiß, welche Argumente und Theorien im Sachbuch vorgestellt werden, das man erneut liest, kann man dieses Wissen vertiefen. Gerade, wenn man das Buch vor längerer Zeit das letzte Mal gelesen hat, kann man die Argumente, Beispiele und Position des/der Autor*in vertiefen. Eventuell deckt man sogar Missverständnisse auf, die beim ersten Lesen entstanden sind.

Zugegebenermaßen lässt sich ein Großteil dieses Vorteils auch durch das Lesen einer Zusammenfassung oder der eigenen Literaturnotizen erreichen und in Situationen, in denen man schnell an das Wissen gelangen muss, würde ich diese Methoden vorziehen. Wenn man allerdings tiefer ins Thema einsteigen möchte, kann sich ein erneutes Lesen des gesamten Buchs lohnen.

Neues dazulernen

Gerade bei umfangreichen Sachbüchern wird man beim ersten Lesen einige Dinge nicht verstehen, übersehen oder nicht richtig einordnen können. Im besten Fall führt das zu Wissenslücken oder einem nur oberflächlichen Verständnis, im schlimmsten Fall sind Missverständnisse oder das Lernen falsch verstandener Informationen die Konsequenz.

Wer ein Buch erneut liest, kennt die Struktur und die Hauptargumente bereits. Dadurch lassen sich die Informationen des Buchs besser einordnen und leichter verstehen. Jedes Mal, wenn ich ein Buch erneut lese, finde ich Punkte, die ich vorher überlesen habe.

Diese neuen Informationen sollte man jedoch in die eigenen Literaturnotizen einfügen. Nur so ist sichergestellt, dass man sich langfristig an sie erinnert und sie jederzeit abrufbar sind.

Andere Perspektive einnehmen

Je nachdem, wann wir ein Buch in unserem Leben lesen, ordnen wir es anders ein. Beim erneuten Lesen hat man neue Informationen gesammelt, die man beim ersten Mal noch nicht hatte. Dadurch können wir ein neues Bild zusammensetzen, das unsere gesamte Perspektive zu einem Thema verändern kann. Alte Informationen können durch neue Argumente in einem anderen Licht erscheinen.

Darüber hinaus setzt man das „alte“ Buch mit den Werken anderer Menschen in Verbindung, die man später gelesen hat. So kann man verschiedene Perspektiven zu einem Thema (z. B. pro und kontra) kombinieren und eine ausgeglichenere eigene Perspektive entwickeln.

Zwei positive Nebeneffekte

Neben diesen wichtigen Gründen gibt es auch zwei kleinere Nebeneffekte. Erstens sieht man, wie weit man gekommen ist, wenn man Bücher erneut zur Hand nimmt, die man das letzte Mal vor einigen Jahren gelesen hat. Besonders wenn man sich dann noch die eigenen Notizen ansieht, bemerkt man, wie viel man dazugelernt hat.

Zweitens spart man Geld, denn man muss für das erneute Lesen von Büchern, die man bereits besitzt, nicht zahlen. Langfristig können sich diese Ersparnisse addieren und tatsächlich etwas ausmachen. Das soll kein Argument sein, keine neuen Bücher zu kaufen, aber wenn man in einem Monat knapper bei Kasse ist, ist das erneute Lesen von Büchern eine gute Möglichkeit, Geld zu sparen und trotzdem etwas zu lernen.