Geduld ist für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben unverzichtbar. Moderne Technologien und kürzere Aufmerksamkeitsspannen führen dazu, dass wir sofortige Belohnungen und Ergebnisse erwarten. Langfristige Projekte und Problemlösungen werden so immer häufiger abgebrochen.
Dabei beziehe ich mich nicht nur auf die Geduld, die man braucht, um das Laden einer Website abzuwarten: 40% der Besucher verlassen eine Website, wenn sie länger als drei Sekunden lädt. Mir geht es bei Geduld vor allem um die Bereitschaft, verzögerte Belohnungen für die eigene Arbeit zu akzeptieren.
Es gibt keinen Erfolg über Nacht. Man braucht Durchhaltevermögen, um erfolgreich zu sein. Menschen, die vermeintlich plötzlich erfolgreich, berühmt, reich oder mächtig geworden sind, haben davor meist jahrelang hart gearbeitet. Großartige Errungenschaften brauchen immer Zeit – egal, wie der Erfolg später dargestellt wird. Man könnte sagen, dass das ein Naturgesetz ist.
Die Resultate der eigenen Gewohnheiten oder der Karriereplanung sind dieser Gesetzmäßigkeit auch unterworfen. Nur weil man die Arbeitskraft jetzt investiert, heißt das nicht, dass man auch sofort Ergebnisse erwarten sollte.
Wer jedoch dranbleibt, nicht aufgibt und sein Bestes gibt, der wird früher oder später ein explosives Wachstum erleben und endlich die verdienten Ergebnisse erhalten. Selbst die exponentielle Wachstumskurve scheint am Anfang flach und langsam.
In seinem Buch „The Dip“ beschreibt Seth Godin, dass die sogenannte Senke fast alle lohnenswerten Tätigkeiten betrifft. Am Anfang macht das Vorhaben Spaß und bringt Erfolg. Nach einiger Zeit brechen jedoch sowohl der Spaß als auch der Erfolg ein – das ist die Senke. An dieser Stelle geben die meisten Menschen auf. Wer jedoch weitermacht, gelangt an die Spitze.
Die Senke trennt Anfänger von Experten: Je schwerer etwas ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere aufgeben und dass man am Ende zu den Besten gehört.
Für dieses Konzept gibt es auch in meinem Leben viele Beispiele mit unterschiedlicher Tragweite. Google hat sich erst nach vielen Monaten entschlossen, konsequent alle Artikel dieser Website zu indexieren. Davor wurden viele Seiten einfach ignoriert. Hätte ich an dieser Stelle aufgegeben, wäre meine Website bis heute nicht im Suchmaschinen-Index.
Neben diesem kleinen Erfolg sind aber auch meine bisher größten „Errungenschaften“ auf Geduld und verzögerte Belohnungen zurückzuführen. Ich habe mich über mehrere Monate bei drei Förderwerken beworben, viele E-Mails geschrieben und zahlreiche Probleme gelöst, bis ich ein Stipendium bekommen habe. Bei der Fachschaft habe ich circa ein Jahr mitgearbeitet, bis ich zum Vorsitzenden gewählt wurde. Und während meines Studienbeginns habe ich ebenfalls ein Jahr mein Bestes gegeben, damit ich später einen Job als Studentische Hilfskraft bekommen konnte.
Es ist aber wichtig zu sagen, dass es zwei Herausforderungen bei langfristigen Belohnungen gibt.
Erstens kann man sich nie sicher sein, welche Form das Resultat der eigenen Anstrengungen annimmt. Es ist meistens unmöglich, das genau zu planen. Beispielsweise hätte ich nicht planen können, wo oder ob ich überhaupt ein Stipendium bekommen werde. Das Ergebnis hätte auch sein können, dass ich durch die monatelangen Bewerbungen „nur“ meine Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten verbessere. Man kann aus jedem Ergebnis etwas lernen, aber man kann nie wissen, was.
Zweitens weiß man nicht, wann man das Ergebnis erhält. Manchmal kann man ungefähr abschätzen, in welcher Zeitspanne man sich bewegt, aber meistens verschätzt man sich dabei. Meine Wahl zum Fachschaft-Vorsitzenden war alles andere als sicher – ganz zu schweigen davon, dass ich dieses Ergebnis nach einem Jahr erreiche.
Diese beiden Herausforderungen sind die Hauptgründe, warum Geduld so schwierig ist. Man weiß weder, was man bekommt, noch wann. Man muss darauf vertrauen, dass sich die Arbeit am Ende auszahlt und man etwas Positives aus dem Resultat ziehen kann.
Da das aber bei allen Ergebnissen möglich ist, wenn man es mental zulässt, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Geduld zahlt sich wirklich aus, wenn man bis zum Schluss durchhält.