Lucas Brenner » Artikel » Wie man seine Finanzen in einer Beziehung organisiert



Finanzen und Geld sind in unserer Gesellschaft, aber leider auch in vielen Beziehungen noch immer ein Tabu-Thema. Viele Menschen reden aus ganz unterschiedlichen nicht gern über diese Themen. Dabei ist offene Kommunikation in einer Beziehung besonders wichtig, gerade bei so sensiblen und wichtigen Themen wie den persönlichen Finanzen.

Es gibt viele verschiedene Modelle, wie man Geldthemen in einer festen Beziehung regeln kann, die von einem gemeinsamen Konto für alle Ausgaben bis hin zu komplexen Konto-Modellen reichen. In diesem Artikel stelle ich das System vor, das meine Freundin und ich derzeit nutzen und mit dem wir bis jetzt zufrieden sind. Dieses System ersetzt allerdings nicht das private Modell zum Geldanlegen und -investieren, das ich bereits vorgestellt habe. Die beiden Systeme greifen sogar ineinander und ergänzen sich gegenseitig! Um den Artikel übersichtlich zu halten, gehe ich hier nicht auf Geldanlagen und -investitionen ein, sondern nur auf Girokonten für alltägliche Ausgaben.

Das Zwei-Konten-Modell

Das grundsätzliche Modell enthält zwei Girokonten; mein eigenes und das meiner Freundin. Da wir noch studieren, ist unsere einzige feste monatliche Ausgabe die Warmmiete mit Nebenkosten. Diese Ausgabe teilen wir uns hälftig. Allerdings werden sie nur von einem Girokonto abgebucht. Vom anderen Girokonto wird, einige Tage vor der Abbuchung, die Hälfte des Betrags per automatischem Dauerauftrag überwiesen, sodass niemand das Geld vorstrecken muss.

Im Laufe des Monats geben wir das Geld sowohl für geteilte Ausgaben wie Lebensmittel oder Hygieneartikel, als auch für private Anschaffungen aus. Wir bezahlen diese Dinge von unseren eigenen Girokonten, je nachdem, wer gerade einkaufen geht. Ausgaben, die wir uns teilen, vermerken wir in der App „Splitwise“.[1] Diese rechnet die Summen auf und berücksichtigt dabei, wer bereits wie viel gezahlt hat. Am Ende des Monats spuckt die App einen Betrag aus, den man dem Gegenüber schuldet (oder wiederbekommt, sollte man mehr ausgegeben haben). Das bedeutet, dass wir nicht jede geteilte Ausgabe einzeln auseinanderrechnen, sondern am Ende des Monats alle geteilten Ausgaben auf einmal ausgleichen. Somit reicht pro Monat eine manuelle Überweisung, um die 50/50-Aufteilung für gemeinsame Ausgaben wiederherzustellen.

Private Ausgaben oder Geschenke sind davon nicht betroffen, weil wir diese Geldbeträge nicht in „Splitwise“ eintragen. Somit zahlen wir diese Art der Ausgaben komplett selbst.

Vor- und Nachteile des Systems

Der offensichtlichste Nachteil unseres Systems ist, dass wir die geteilten Ausgaben manuell in „Splitwise“ eintragen und am Ende des Monats eine manuelle Überweisung tätigen müssen. Außerdem muss der Dauerauftrag einmalig eingerichtet und bei Veränderung des Mietpreises bzw. der festen monatlichen Ausgaben angepasst werden.

Man gewöhnt sich allerdings schnell daran, geteilte Ausgaben aufzuschreiben und behält so gleichzeitig einen besseren Überblick über die eigenen Finanzen. Außerdem lässt sich das System einfach mit einem Haushaltsbuch verbinden. Durch die App „Splitwise“ stellt man außerdem sicher, dass die Aufteilung der Kosten fair ist und man Defizite bzw. Ungleichgewichte mit nur einer Überweisung pro Monat wieder ausgleichen kann.

Ein weiterer Vorteil ist, dass beide Beziehungspartner*innen ihre eigenen Konten behalten und somit weder Kontowechsel, noch eine Kontoeröffnung notwendig sind. Gleichzeitig können beide Partner*innen private Ausgaben tätigen und haben einen schnellen Überblick darüber, wie viel Geld ihnen jeden Monat noch bleibt.

Pläne für die Zukunft

Zukünftig ist es eine gute Möglichkeit, für geteilte Ausgaben ein gemeinsames Konto zu eröffnen, auf das beide Partner*innen Zugriff haben. Auf dieses Konto können beide Seiten monatlich per Dauerauftrag einen bestimmten Betrag überweisen. Vom geteilten Konto werden dann sowohl feste Ausgaben, als auch Einkäufe etc. bezahlt, die geteilt werden sollen. Die relative Höhe der beiden Dauerauftrag-Einzahlungen bestimmt, in welchem Verhältnis die Ausgaben geteilt werden (z. B. 50/50).

Das System wird zwar durch ein drittes Girokonto und neue Karten im Portemonnaie komplexer, aber dafür fällt das Eintragen und manuelle Ausgleichen der geteilten Ausgaben weg, da diese vom gemeinsamen Konto bezahlt werden. Allerdings wird für das Konto ein gewisses Startguthaben benötigt, damit man nicht riskiert, ins Minus zu rutschen. Im Falle einer Trennung muss außerdem dafür gesorgt sein, dass das übriggebliebene Guthaben fair geteilt und das Konto korrekt geschlossen wird, sodass beiden Seiten keine finanziellen Nachteile entstehen.

Um Geldangelegenheiten in einer Beziehung gut und fair zu regeln, muss man offen miteinander kommunizieren, egal ob über das eigene Gehalt, Vermögen oder die Kostenaufteilung von Ausgaben. Am Anfang braucht man ein wenig Zeit, um das System einzurichten und zum Laufen zu bringen, aber das zahlt sich langfristig aus, da die Finanzorganisation danach kein großes Thema mehr ist. Trotzdem sollte man regelmäßig über Geld sprechen, damit aufziehende Herausforderungen und Unzufriedenheiten schnell erkannt und behoben werden können. Insgesamt sollten wir alle daran arbeiten, dass Geldthemen keine Tabus mehr sind, indem wir diesen Dingen mit Offenheit und Rationalität begegnen — egal, ob in einer Beziehung, in der Familie, im Freundeskreis oder bei Kolleg*innen.



Fußnoten

[1] Es sind auch andere Aufteilungen als 50/50 denkbar und mit „Splitwise“ umsetzbar. Wer keine App nutzen möchte, kann die Aufteilung auch in Excel berechnen, allerdings ist das aufwendiger als eine schnelle Eingabe in einer App, deswegen gehe ich in diesem Artikel nicht näher darauf ein.