Das ultimative Finanzsystem

Dieser Artikel stellt keine Finanzberatung dar, sondern zeigt nur das System, das ich selbst verwende. Wende dich bei Finanzfragen am besten an eine zertifizierte Finanzberatung, eine Verbraucherzentrale oder deine Bank.


Über Geld redet man nicht. Dieses Klischee gilt auch heute noch in vielen Familien. Während unserer Schulzeit und auch danach lernen viele Menschen nicht, wie man richtig mit Geld umgeht, wie man es anlegen sollte und warum das wichtig ist. Dadurch verschenken Millionen von Menschen nicht nur Geld, sondern sie verlieren es sogar, da die Inflation an ihrem Ersparten nagt.

Dieser Artikel soll einen Überblick über die wichtigsten Grundsätze der individuellen Finanzorganisation geben. Ich werde einige Grundlagen erklären und das System vorstellen, mit dem ich meine persönlichen Geldangelegenheiten strukturiere. Dabei beziehe ich mich auf Ressourcen von Finanztip und Wissen, das ich aus zahlreichen Finanzbüchern gelernt habe. Auf diesem Artikel aufbauend kannst du dich in die Themenfelder einlesen, die dich besonders interessieren.

Das Finanzsystem für jedermann

Das Grundgerüst, um deine Finanzen in den Griff zu bekommen, ist eigentlich sehr einfach. Kurz gesagtt brauchen wir alle vier Finanzprodukte:

Wenn du in einer festen Beziehung bist oder mit jemandem zusammenlebst, mit dem du dir die Lebenshaltungskosten teilst, kann es Sinn ergeben, zusätzlich ein Gemeinschaftsgirokonto zu eröffnen. Dieses Konto funktioniert wie ein normales Girokonto, nur dass ihr beide Zugriff habt. Von diesem Konto können dann beispielsweise Miete und Einkäufe bezahlt werden. Wenn ihr monatlich einen bestimmten Betrag einzahlt, teilt ihr euch somit die Kosten automatisch untereinander auf, sodass ihr keine Tools wie „Splitwise“ mehr braucht.

Für Empfehlungen zu den besten Girokonten, Tagesgeldkonten, Aktiendepots und Kreditkarten nutzt du am besten die kostenlosen Tools von Finanztip nutzen.

Wie man sicher in Aktien investiert

Langfristig sollten wir unser Erspartes nicht auf einem Tagesgeldkonto oder Sparbuch liegen lassen, da die Zinsen darauf meistens geringer als die Inflation sind. Das Geld verliert also schneller an Wert, als es durch die Zinsen wächst: Unser Vermögen schrumpft. An der Börse kann man hingegen – auch ohne Erfahrung und mit einem Zeiteinsatz von einer Stunde pro Monat – durchschnittlich ca. 7 % Rendite pro Jahr erwirtschaften.

Dank sogenannter ETFs ist das für alle möglich, auch ohne Vorwissen im Investieren. ETFs sind computergesteuerte Finanzprodukte, die entweder die Aktie eines Einzelunternehmens oder eines ganzen Wirtschaftszweigs nachbilden. Für unsere Zwecke ist aber eigentlich nur ein bestimmter ETF interessant: der MSCI World. Dieser ETF bildet die Weltwirtschaft nach und enthält über 1.000 Unternehmen. Das bedeutet, dass das Risiko, Geld zu verlieren, sehr gering ist, weil es über viele Firmen verteilt wird. Wer in diese Art von ETF investiert, wettet quasi darauf, dass die Weltwirtschaft insgesamt in Zukunft wachsen wird.

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass man an der Börse langfristig investieren muss, damit das Risiko möglichst gering ist. Ich behalte beispielsweise circa 30 % meines Vermögens auf meinem Tagesgeldkonto, damit ich jederzeit darauf zugreifen kann. Du musst für dich selbst eine Verteilung zwischen Tagesgeldkonto und Aktiendepot auswählen (beispielsweise 50-50, 70-30 oder etwas ganz anderes) und dann jährlich kontrollieren, ob die tatsächliche Verteilung noch deinen Vorstellungen entspricht. Bei Abweichungen von 10 % oder mehr solltest du entweder in Aktien investieren (damit der Anteil des Aktiendepots wächst) oder deinen Sparplan pausieren (damit der Anteil des Tagesgeldes wächst). Du solltest allerdings keine Aktien verkaufen, da das mit Gebühren bzw. Steuern verbunden ist und du eventuell einen schlechten Kurs zum Auszahlen erwischst.

Mit einem Sparplan kannst du das Investieren in deinen ETF automatisieren. Monatlich, alle zwei Monate oder einmal pro Quartal investiert deine Bank für dich automatisch einen bestimmten Betrag in deinen ETF. Bei den meisten Banken sind Sparpläne ab 1-20 € pro Zahlungsintervall möglich.

Ich persönlich investiere in den MSCI World, es gibt aber auch andere ETFs, die die Weltwirtschaft abbilden. Um herauszufinden, welcher ETF für dich am besten ist, kannst du den ETF-Rechner von Finanztip benutzen.

Finanzgrundlagen

Ein Haushaltsbuch führen

Wir alle sollten ein Haushaltsbuch führen, indem wir unsere Einnahmen und Ausgaben festhalten. Wer ein Haushaltsbuch führt und sich mit seinen Finanzen beschäftigt, schätzt Geld wert und macht sich Gedanken darüber, wofür man es ausgibt. Das soll nicht heißen, dass man geizig wird! Ganz im Gegenteil: Wenn man Geld bewusst ausgibt, hat man die Möglichkeit, gezielt in seine Hobbys zu investieren.

Damit behält man den Überblick und kann erkennen, wenn man in bestimmten Bereichen zu viel Geld ausgibt. Allerdings sollte man es nicht übertreiben und jeden Cent aufschreiben. Es geht darum, einen Überblick über deine finanzielle Lage zu erhalten und nicht alles bis ins Detail zu analysieren.

Für dein Haushaltsbuch kannst du entweder eine App oder eine Excel-Tabelle nutzen. Der Vorteil der Apps liegt in ihrer Bedienungsfreundlichkeit, allerdings musst du darauf achten, welchen Firmen du welche Finanzdaten anvertrauen möchtest.

Die 50/30/20-Regel

Die 50/30/20-Regel beschreibt, wie du dein Einkommen ausgeben solltest. Mit dieser Regel kannst du die Höhe deiner Sparpläne bestimmen.

50 % deines Einkommens solltest du für Notwendigkeiten ausgeben, beispielsweise für deine Miete, Lebensmittel oder Versicherungen. 30 % kannst du für Vergnügen und Wünsche ausgeben, zum Beispiel für Restaurantbesuche, Urlaub oder Netflix. Die restlichen 20 % deines Einkommens nutzt du entweder, um Schulden zurückzubezahlen oder du sparst sie.

Zuerst Schulden abbezahlen und einen Notgroschen ansparen

Bevor du anfängst, in Aktien oder ETFs zu investieren, ist es sehr wichtig, dass du deine Schulden abbezahlst und eine Notreserve ansparst. Die Zinsen, die du auf deine Schulden zahlst, wiegen viel schwerer als potenzielle Gewinne, die du in Zukunft erwirtschaften könntest. Wenn du langfristig, also mehr als 15 Jahre, an der Börse in den „MSCI World“ investierst, hättest du zwar in der Vergangenheit keinen Verlust gemacht, aber eine 100-prozentige Garantie für die Zukunft gibt es nicht.

Außerdem solltest du vor dem Investieren in ETFs einen Notgroschen ansparen, den du auf deinem Tagesgeldkonto behältst. An dieses Geld kommst du in Notfällen problemlos heran und kannst es quasi sofort ausgeben, wenn beispielsweise deine Waschmaschine kaputtgeht. Geld, das du in ETFs investierst, kannst du nicht so schnell auszahlen lassen wie bei deinem Tagesgeldkonto und es fallen dabei Gebühren bzw. Steuern an. Zudem könnte es sein, dass du zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt verkaufen müsstest und somit Verluste machen würdest.

Was tun beim Aktien-Crash?

Am besten überprüfst du die Wertentwicklung deines Aktiendepots nur einmal pro Quartal oder Jahr. So verhinderst du, dass du dich zu sehr wegen der Börsenschwankungen verrückt machst. Wenn du das Investieren mit Sparplänen automatisierst, musst du sowieso nur wenige Male pro Jahr überprüfen, dass die Verteilung deines Vermögens zwischen Tagesgeldkonto und Aktiendepot noch deinen Vorstellungen entspricht.

Solltest du dennoch einen Crash erleben, ist es sehr wichtig, dass du ruhig bleibst. Verkaufe deine ETF-Anteile nicht panisch, sondern sitze die Krise einfach aus. Denk dran: Wenn du 15 Jahre oder länger investierst, wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine gute Rendite erzielen.

Du solltest erst ETF-Anteile verkaufen, wenn du dich deinem Auszahlungszeitpunkt näherst. Wenn du zum Beispiel in fünf Jahren das Geld aus deinem ETF brauchst, weil du in den Ruhestand gehst, solltest du nicht darauf vertrauen, dass die Börse dann einen guten Kurs haben wird. Stattdessen solltest du, ähnlich wie bei einem Sparplan zum Investieren, monatlich Anteile verkaufen, um nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt dein gesamtes investiertes Geld auszuzahlen.