Lucas Brenner » Artikel » Mit dieser Methode kann man alles lernen



Das menschliche Gehirn lernt alle Informationen, die es aufnimmt, auf die gleiche Art und Weise. Dieser Lernvorgang wurde wissenschaftlich erforscht, sodass wir wissen, mit welcher Methode der Mensch am besten lernen kann. In diesem Artikel stelle ich dir mein Lernsystem und dessen Anwendung im Alltag vor, das sich auf diese Forschung bezieht.

Ich werde mich dabei vor allem auf den Universitätsalltag und mein Studium beziehen. Allerdings kann mein System genauso gut auf die Schule oder den Berufsalltag übertragen werden – oder auf ein Projekt, für das du in deiner Freizeit lernen möchtest.

Grundsätze des Lernens

Bevor ich in die Details meines Lernsystems einsteige, müssen erst einmal einige Grundlagen geklärt werden. Das beste System bringt nichts, wenn man diese fünf Grundsätze des Lernens nicht umsetzt.

Kein System der Welt wird deine Probleme beim Lernen lösen, wenn du diese Grundsätze nicht zuerst verinnerlichst.

Notizen erstellen

Während man das Lernmaterial durcharbeitet, sollte man sich Notizen erstellen. Wichtig dabei ist, eigene Formulierungen zu verwenden und das Aufgeschriebene wirklich verstanden zu haben. Wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht, sollte man Fragen stellen, andere Ressourcen heranziehen oder um Hilfe bitten.

Das gilt für alle Lernmaterialien: Bücher, Videos, Vorlesungen, Websites und so weiter. Wer zu einer Ressource keine Notizen macht, wird die Informationen früher oder später wieder vergessen. Normalerweise schreibe ich meine Notizen zuerst mit der Hand und übertrage sie später auf den Computer, wobei ich sie überarbeite und bei Bedarf korrigiere.


Wie ausführlich die Notizen sind, hängt von deiner persönlichen Einstellung ab. Die Notizen sollten so lang sein, dass du auch Monate später ausschließlich anhand der Aufzeichnungen dein Verständnis des Themas erneuern kannst. Gerade in neuen Themengebieten sind die Notizen also besonders am Anfang länger.

Ich schreibe meine Notizen stichwortartig auf. Dafür verwende ich Überschriften mit Stichpunktlisten darunter. Außerdem markiere ich die wichtigsten Teilinformationen gelb. Abbildungen und Grafiken füge ich dann ein, wenn sie das Verständnis des Themas verbessern oder beschleunigen (beispielsweise, wenn sie eine umständliche schriftliche Erklärung ersetzen können).

Karteikarten erstellen

Aus meinen Notizen erstelle ich, sofort nachdem ich eine Notiz fertiggestellt habe, Karteikarten. Pro Karteikarte formuliere ich eine Frage, die dann einen Teil meiner Notiz als Antwort hat. Ich formuliere die Notiz also nicht um, sondern teile sie in Karteikarten auf und überlege mir dafür Fragen. Diese Fragen sind normalerweise recht einfach gestrickt (z. B. „Was ist die Definition von X?“ oder „Was unterscheidet Y von Z?“) und die Antworten werden aus meinen Notizen kopiert.

Um meine Karteikarten zu erstellen nutze ich das am Computer kostenlose Programm „Anki“.

Karteikarten lernen

Anki hat den Vorteil, dass es nicht nur zur Erstellung von Karteikarten geeignet ist, sondern auch zum Lernen. Wenn man eine Karte beantwortet hat muss man angeben, wie leicht es einem gefallen ist. Darauf basierend stellt Anki die Karteikarte für einen bestimmten Zeitraum zurück (je schwerer die Beantwortung war, desto kürzer ist der Zeitraum).

Durch dieses System werden die Prinzipien des Active Recalls und der Spaced Repetition umgesetzt, die in der Wissenschaft als die effektivsten Lernmethoden gelten. Erstere beschreibt, dass man das Gelernte aktiv abfragt und Letztere, dass man dieses Abfragen über einen längeren Zeitraum in individuellen Intervallen wiederholt.

Damit das System funktioniert, ist es unerlässlich, dass man jeden Tag Karteikarten lernt. In meinem Alltag bedeutet das, dass ich pro Tag normalerweise zwischen 5-30 Karteikarten lerne bzw. wiederhole. Dafür spare ich mir am Ende des Semesters einen Großteil der Lernzeit für die Klausuren.

Anwendung und Prüfungsvorbereitung

Zur aktiven Prüfungsvorbereitung brauche ich, nachdem ich meine Notizen semesterbegleitend erstellt und in Karteikarten umgewandelt habe, nicht mehr viel zu tun. Die Karteikarten lerne ich ebenfalls semesterbegleitend, sodass ich zwei bis drei Wochen vor den Klausuren die Intervalle der Karten stark verkürze. Mein Ziel ist es, die Karten während dieser Vorbereitungszeit circa drei- bis fünfmal komplett durchzugehen. Schwierige Karten markiere ich, damit ich sie gesondert lernen kann.

Außerdem gehe ich parallel zu meinen eigenen Karteikarten Übungsaufgaben, Testklausuren und Gedächtnisprotokolle alter Klausuren durch. Daraus erstelle ich neue Karteikarten, die ich in meinen Workflow integriere.


Mit diesem System fällt es mir leicht, mich auf Klausuren vorzubereiten. Dadurch, dass man sich das Lernen auf das Semester aufteilt, spart man vor der Klausurenphase viel Zeit und Nerven.

Natürlich ist es aufwändiger, dieses System durchzuhalten, als einfach kurz vor der Klausur alles auswendig zu lernen – aber dank meiner Lernmethode vergesse ich die Inhalte nicht (so schnell) und profitiere somit langfristig.