Lucas Brenner » Artikel » Deiner Angst ins Auge sehen



Angst ist ein natürliches Gefühl, das uns vor Gefahren warnen und unser Leben schützen soll. Vor Jahrmillionen bestanden diese Gefahren aus Raubtieren, aggressiven Artgenossen und der sozialen Ausgrenzung des eigenen Stamms. Heute ist unser Überleben größernteils gesichert und wir müssen nicht ständig auf der Hut vor Säbelzahntigern sein.

Trotzdem schlägt unsere Amygdala – der Teil des Gehirns, der für das Angstgefühl zuständig ist – regelmäßig Alarm. Sei es wegen einem bevorstehenden Meeting, Zukunftssorgen oder einer Präsentation vor Publikum, wir haben auch heute oft Angst, obwohl unser Überleben (meistens) nicht auf dem Spiel steht.

Unsere heutige Angst ist größtenteils durch Stress und Sorgen geprägt. Manchmal denken wir auch zu viel nach. Es ist nicht mehr die ursprüngliche, stechende Überlebensangst, sondern eher eine dumpfe, betäubende Sorge wegen der Zukunft. In diesem Artikel beschreibe ich, wie ich mit meiner eigenen Angst umzugehen versuche.

Das Hindernis ist der Weg

Angst zu haben zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Man verlässt seine Komfortzone und testet das eigene Potential aus. Diese Form des Fortschritts ist mit Angst verbunden, weil man in unbekanntes Terrain aufbricht. Wer sich nie in Angstsituationen bringt, der fordert sich nicht genug. Manchmal ist es notwendig, dass man einen Sprung macht, um voranzukommen.

Man kann durch seine Angst wachsen und sich beweisen, dass man etwas trotz aller Hindernisse geschafft hat. Die Angst vor einer Sache kann nur überwunden werden, indem man die Sache tut. Natürlich sollte man nicht dauerhaft Sorgen oder Angst haben. Dennoch sind diese Gefühle die Begleiterscheinungen von großer persönlicher Weiterentwicklung.

Sich der Angst entgegenstellen

Die eigene Angst sollte einen nicht aufhalten, außer vielleicht in wirklich lebensgefährlichen Situationen. Ganz im Gegenteil, Angst ist ein Wegweiser: Die richtige Richtung führt allerdings in das Angstgefühl hinein. Diese Frage kann den Weg erleichtern.

Wer sich seiner Furcht entgegenstellt, wächst daran, auch wenn man vielleicht an einem Vorhaben scheitert oder Fehler macht. Es gibt keine größere Lernchance, als sich vor etwas zu fürchten und dieses Etwas dann zu besiegen.

Man sollte sich, um an seiner Angst wachsen zu können, fragen, wovor man sich genau fürchtet. Dieser Ursache sollte man dann auf den Grund gehen. Vor was habe ich genau Angst? Warum habe ich davor Angst und was würde die Furcht lindern? Wie kann ich diese Linderung umsetzen, damit ich die Angst besiegen kann?

Die Angst zu lindern bedeutet nicht, dass man schwach ist oder sich ergibt. Es heißt, dass man die Furcht schwächt, um sie überwinden zu können, und Stück für Stück daran arbeitet, keine Angst mehr zu haben.

Niemand ist furchtlos

Auch wenn man alle Tipps perfekt umsetzen würde, werden wir Menschen immer Angst haben. Das ist auch gut so, denn auch heute gibt es Situationen, in denen es um Leben und Tod geht. Angst ist fürs Überleben unverzichtbar.

Allerdings kann man mit den hier vorgestellten Übungen seine Angst zumindest lindern und in Situationen, in denen man keine Furcht zu haben braucht, sogar ganz besiegen. Nur, weil man am Anfang Angst vor etwas hatte, bedeutet das nicht, dass man es nicht ändern könnte.

Außerdem hilft es, mit anderen Menschen über seine Ängste zu sprechen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Vertrauen. Es ist keine Schande, sich anderen anzuvertrauen. Zusammen findet man die besten Lösungen und Wege, Ängste zu überwinden.


Stärke wird nicht aus Stärke geboren. Stärke kann nur aus Schwäche geboren werden. Sei also froh über deine Schwächen, denn sie sind der Anfang deiner Stärke.
Claire Weekes