Wie uns der Zeigarnik-Effekt unproduktiv macht

Der Zeigarnik-Effekt beschreibt das psychologische Phänomen, dass wir uns an unerledigte Aufgaben besser erinnern als an abgeschlossene. Viele Menschen, inklusive mir, kennen diesen Effekt aus ihrer negativen Erfahrung. Nicht beendete Aufgaben bleiben im Kopf, auch wenn man gerade an anderen Dingen arbeitet. Dieses Phänomen kann die eigene Produktivität reduzieren, daher sollte man ihm möglichst gut vorbereitet begegnen.

Vor- und Nachteile des Zeigarnik-Effekts

Obwohl viele Menschen wohl schon negative Erfahrungen mit diesem Phänomen gemacht haben, hat es tatsächlich auch einen Vorteil. Der Zeigarnik-Effekt ist der Weg unserer Psyche, uns zu sagen, dass wir noch etwas zu erledigen haben. Dank dieses Effekts fällt es uns leichter, unsere Aufgaben zu sammeln und aufzuschreiben, da wir sie sowieso im Kopf haben.

Allerdings kann der Zeigarnik-Effekt zu chronischem Stress und Überarbeitung führen, da man immer an seine unerledigten Aufgaben denkt. Man ist zwar sehr leistungsstark, jedoch geht dies auf Kosten der mentalen Gesundheit. Man arbeitet länger und härter, als es gesund wäre. Teilweise setzen sich diese Angewohnheiten sogar in der Freizeit fort, weil man auch dann nicht aufhören kann, an die nicht abgeschlossenen Aufgaben zu denken.

Vor allem, wenn man Aufgaben noch nicht erledigen kann, zum Beispiel wegen Fristen oder weil man auf etwas wartet, sorgt dieses Phänomen für innerlichen Stress.

Ich bemerke den Zeigarnik-Effekt bei mir vor allem kurz vor dem Beginn größerer Projekte. Ich durch- und überdenke bestimmte Aufgaben, die ich noch nicht (vollständig) erledigen kann, immer und immer wieder. Dadurch lässt meine Konzentrationsfähigkeit nach und ich fühle mich unruhig und unproduktiv. Allerdings habe ich für mich herausgefunden, dass ich den Zeigarnik-Effekt auch produktiv nutzen kann!

Zeigarnik-Effekt produktiv nutzen

Eine Zeit lang über ein Problem nachzudenken, kann bei der Lösungssuche helfen. Die sogenannte „Hemingway-Methode“ beschreibt, dass man die eigene Arbeit an einem Text mitten im Satz unterbricht und sie an genau dieser Stelle erst am nächsten Tag wieder aufnimmt. Dadurch arbeitet das Gehirn in der Zwischenzeit unterbewusst am Text weiter und der Einstieg fällt leichter. Außerdem hält der Effekt die Konzentration hoch, weil der Geist automatisch zur vorliegenden Aufgabe zurückkehrt.

Mit einer organisierten Aufgabenliste, auf der man alle offenen Schritte aufschreibt, kann man das Gehirn ebenfalls zu den eigenen Gunsten austricksen. Es denkt nach dem Aufschreiben der Aufgabe, man hätte sie bereits erledigt. Wenn ich meine Pläne und Arbeitsaufläufe aufschreibe, denke ich nicht mehr immer wieder über sie nach. Dadurch vermeide ich viel Stress und unnötige Sorgen und mache mir den Zeigarnik-Effekt gleichzeitig für meine Produktivität zunutze.