Lucas Brenner » Artikel » Der Zeigarnik-Effekt kann Produktivität vernichten



Was ist der Zeigarnik-Effekt?

Der Zeigarnik-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, das wissenschaftlich nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann. Allerdings kennen viele Menschen, inklusive mir, diesen Effekt aus ihrer Erfahrung.

Der Effekt beschreibt, dass an sich an unerledigte Aufgaben besser erinnert als an abgeschlossene. Nicht beendete Aufgaben bleiben also im Kopf, auch wenn man gerade an anderen Dingen arbeitet. Der Effekt hat auch etwas mit Perfektionismus zu tun, denn es geht auch darum, Aufgaben bestmöglich abzuschließen.

Was sind die Vorteile des Zeigarnik-Effekts?

Durch dieses Phänomen merkt man, wenn man noch etwas zu erledigen hat. Es fällt leichter, seine Aufgaben zu sammeln und durch Brainstorming aufzuschreiben, da man sie sowieso im Kopf hat. Man vergisst Verpflichtungen nicht so leicht und weiß, was als nächstes zu tun ist.

Der Zeigarnik-Effekt hat definitiv positive Seiten, jedoch auch Nachteile…

Was sind die Nachteile des Zeigarnik-Effekts?

Dieser Effekt kann, besonders wenn er stark ausgeprägt ist, zu chronischem Stress und Überarbeitung führen, da man immer an seine unerledigten Aufgaben denkt. Man ist zwar sehr leistungsstark, jedoch geht dies auf Kosten der mentalen Gesundheit.

Man lebt nicht mehr in der Gegenwart, sondern ist innerlich unruhig. Dadurch arbeitet man länger und härter als es gesund wäre. Teilweise setzen sich diese Angewohnheiten sogar in die Freizeit fort, weil man auch dann nicht aufhören kann, an die nicht abgeschlossenen Aufgaben zu denken.

Vor allem, wenn man Aufgaben noch nicht erledigen kann, zum Beispiel wegen Fristen oder weil man auf etwas wartet, ist man unausgeglichen.

Besonders kurz vor größeren Projekten bemerke ich den Zeigarnik-Effekt bei mir. Ich durch- und überdenke bestimmte Aufgaben, die ich noch nicht (vollständig) erledigen kann, immer wieder. Dadurch lässt meine Konzentrationsfähigkeit nach und ich fühle mich unruhig und unproduktiv.

Allerdings kann man den Zeigarnik-Effekt auch produktiv in sein Leben integrieren…

Wie kann man den Zeigarnik-Effekt sinnvoll im Alltag nutzen?

Eine Zeitlang über ein Problem nachzudenken kann bei der Lösungssuche helfen. Dabei ist der Zeigarnik-Effekt eine gute Möglichkeit, weil man unterbewusst weiter nach einer Lösung sucht. Außerdem hält der Effekt die Konzentration auf das Projekt hoch, weil der Geist automatisch darauf zurückkehrt.

Mit einer organisierten To-do-Liste, auf der man alle Aufgaben aufschreibt, kann man das Gehirn austricksen. Es denkt dann, man hätte die Aufgabe bereits erledigt und lässt sie ruhen, obwohl man sie „nur“ aufgeschrieben hat. Wenn ich meine Pläne und Arbeitsaufläufe aufschreibe, denke ich nicht mehr immer wieder über sie nach. Aber denke daran, dass Produktivität nicht das Ziel ist.

Zuletzt kann man den Zeigarnik-Effekt auch mit der sogenannten „Hemingway-Methode“ in seinen Arbeitsalltag integrieren. Man unterbricht seine Arbeit an einem Text mitten im Satz und nimmt sie an genau dieser Stelle am nächsten Tag wieder auf. Dadurch arbeitet das Gehirn in der Zwischenzeit weiter und der Einstieg fällt leichter.


Der Zeigarnik-Effekt hat also sowohl positive als auch negative Seiten. Er kann die Produktivität steigern, wenn man ihn richtig einsetzt, aber er kann auch dazu führen, dass man die Möglichkeit des produktiven Arbeitens vernichtet.

Wenn du dieses Phänomen bei dir beobachtest, denke daran, dass du die Kraft des Effekts zielgerichtet einsetzen musst! Lasse die negativen Seiten los und verhindere zwanghaftes Nachdenken über ein Problem. Fokussiere stattdessen die Energie auf ein schwieriges Problem, das du lösen möchtest. Di wirst sehen, welche Kräfte und Ideen dein Unterbewusstsein entwickeln kann, wenn du es förderst!