Wie du dir ambitionierte Ziele setzt, ohne an ihnen zu scheitern
Ziele zu setzen, ist ein Balanceakt. Eigentlich sollten Ziele etwas Positives und Inspirierendes sein, aber sie können leicht zu einer ständigen Erinnerung an die eigenen Fehler geraten. Auf der einen Seite sind wir unzufrieden mit uns, wenn wir sie nicht erreichen, was wiederum unsere Motivation zerstört. Die große Lücke zwischen unseren Idealvorstellungen und der Realität macht unglücklich, wenn wir das Gefühl haben, sie nicht schließen zu können. Auf der anderen Seite können wir uns ohne ambitionierte Ziele nicht weiterentwickeln, weil der Ansporn dazu fehlen würde.
Zum Glück gibt es einen anderen Weg. Wir können uns Ziele setzen, die uns zwar herausfordern, aber nicht enttäuschen, wenn wir nicht wie erwartet vorankommen. Auf diese Art und Weise machen wir viel wahrscheinlicher Fortschritte und fühlen uns nicht todunglücklich, wenn wir ein Ziel nicht erreicht haben. Das hat nichts damit zu tun, sich emotional von den Zielen zu lösen. Ganz im Gegenteil werden wir motivierter denn je sein, an uns zu arbeiten.
Um uns bessere Ziele setzen zu können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden:
- Wir müssen das Ziel wirklich erreichen wollen. Das heißt, wir müssen einen Mehrwert in dem geplanten Vorhaben sehen, der die notwendigen Anstrengungen wert ist.
- Außerdem muss jedes Ziel spezifisch, messbar, realistisch und zeitlich begrenzt sein. Dieses Konzept wird auch SMART-Ziele genannt. Beispielsweise könnte ein solches Ziel lauten: „Ich möchte im kommenden Jahr durchschnittlich 10.000 Schritte pro Tag gehen.“
Doch selbst wenn man diese Grundvoraussetzungen erfüllt, gibt es noch ein Problem: Entweder erreichen wir unser Ziel und sind glücklich oder wir schaffen es nicht, was zum Verlust der Motivation führen kann.
Die MTO-Technik von Raymond Aaron dient dazu, zu verhindern, dass wir vorschnell aufgeben, weil sich nicht sofort Erfolge einstellen. Diese Technik beschreibt, dass wir unsere Ziele, welche die Grundvoraussetzungen erfüllen, in drei Level einteilen:
- Minimum. Dies ist das kleinste Ziel, von dem wir sicher sind, dass wir es erreichen können. Das können wir beispielsweise durch vergangene Erfahrungen oder Leistungen einschätzen.
- Target. Das Target ist ein herausforderndes Ziel, das ein wenig über dem liegt, was wir jetzt gerade erreichen können. Dieses Ziel sollte ambitioniert sein, aber nur etwas über unseren Kapazitäten liegen.
- Outrageous. Als Outrageous oder unerhört wird das dritte Ziel beschrieben, das so hoch ist, dass wir es eigentlich nicht erreichen können.
Durch das minimale Ziel als sicheren Hafen vermeiden wir das Scheitern an einem Ziel und die damit verbundene Selbstgeißelung. Selbst wenn wir nur das Minimum erreichen, haben wir trotzdem etwas geschafft und dürfen uns gut fühlen.
Dennoch liegt es in unserer Macht, auch unser Target-Ziel zu erreichen. Wenn uns dies gelingt, sammeln wir Motivation und Kraft, um weiterzumachen. Mit der Zeit wachsen wir durch das Erreichen dieses Ziels und verbessern uns, sodass wir irgendwann vielleicht sogar das Outrageous-Ziel erreichen können. Dann ist es an der Zeit, sich ein neues, größeres Ziel zu setzen.
Auf das Beispiel mit den täglichen Schritten von oben angewandt, heißt das also: Unser Minimum-Ziel wäre beispielsweise 7.500 Schritte pro Tag zu gehen, unser Target-Ziel läge bei 10.000 Schritten und das Outrageous-Ziel wären 15.000 Schritte pro Tag. Ein Kritikpunkt an diesem System ist, dass es dazu verleitet, sich zu einfache Ziele zu setzen. Das stimmt meiner Meinung nach nicht – durch das Outrageous-Ziel wird man ja ganz im Gegenteil dazu angehalten, ein großes Ziel zu formulieren. Die Versuchung, nur das Minimalziel zu erledigen, ist allerdings tatsächlich eine Gefahr. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass der Drang, mehr als das Minimum zu erreichen, dazu ausreicht, diese Gefahr zu überwinden. Eine weitere Lösung ist, regelmäßig zu überprüfen, wie oft wir das Minimum-, Target- und eventuell Outrageous-Ziel erreichen und das Vorhaben dementsprechend anzupassen.
Außerdem ist es wichtig, dass wir uns ausgewogene Ziele in allen Lebensbereichen setzen. Bei der Zielsetzung sollten wir auf den Rat von Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet, zum Beispiel Ernährung oder Sport, hören. Allerdings müssen die Ziele an unser eigenes Leben angepasst werden. Es ist in den meisten Fällen vorteilhaft, sich ausgewogen weiterzuentwickeln, statt in einem Bereich zulasten aller anderen besonders gut zu werden. Daher sollten wir versuchen, uns in allen Lebensbereichen weiterzuentwickeln, statt uns übermäßig auf einige wenige zu konzentrieren.