Lucas Brenner » Artikel » Die vier Arten von Überforderung



Es gibt vier verschiedene Arten von Überforderung, die wir in unserem Alltag erleben können. Die Symptome – Stress, Entscheidungsmüdigkeit und emotionales statt rationalem Denken – sind zwar bei allen Typen gleich, allerdings unterscheiden sich die Bewältigungsstrategien stark. Das bedeutet, dass wir unter Umständen falsch auf unsere Überforderung reagieren und sie so eventuell noch verschlimmern.

Wer die verschiedenen Arten von Überforderung kennt, kann hingegen angemessen auf sie reagieren. Gleichzeitig ermöglicht dieses Wissen, Überforderung zu verhindern, indem man ihr Aufkommen rechtzeitig bemerkt und gegensteuert.

Zeitliche Überforderung

Diese Art der Überforderung wird von der Angst, nicht genügend Zeit zu haben, geprägt. Zeitliche Überforderung entsteht dann, wenn uns eine Deadline als zu knapp erscheint oder wir zu viele Aufgaben auf einmal erledigen müssen.

Es gibt zwei Wege, diese Art der Überforderung zu lindern. Wenn die betreffende Frist wirklich nicht realistisch ist, kann man sich mehr Zeit nehmen und die zeitliche Überforderung somit auflösen. Viel häufiger haben wir allerdings nur das Gefühl, dass die Zeit nicht ausreicht. Dann hilft es, einen Zeitplan zu erstellen und sich klarzumachen, dass besonders Zwischenergebnisse nicht perfekt sein müssen. Erst durch das Feedback anderer Menschen wird unsere Arbeit besser, als wir es je allein geschafft hätten. Der Zeitplan vermittelt die Sicherheit, dass alle Arbeitsschritte in die Zeitplanung einfließen und dass nichts vergessen wird.

Emotionale Überforderung

Emotionale Überforderung rührt von der Überrumpelung durch unsere Gefühle her, wodurch es sich so anfühlt, als sei alles zu viel für uns. Diese Art der Überforderung tritt besonders dann auf, wenn viel auf einmal passiert und unser Kontrollgefühl verloren geht. Daher ist diese Überforderung auch eng mit der informationellen Überforderung verbunden. Einzeln sind die Auslöser der emotionalen Überforderung meist nicht so schlimm, wie sie erscheinen, aber in der Masse können sie uns übermannen. Das gilt insbesondere dann, wenn es nicht nur um Aufgaben geht, sondern auch um emotional aufgeladene Themen.

Achtsamkeit ist das wirksamste Mittel gegen emotionale Überforderung, da wir beispielsweise durch Meditation, einen ruhigen Spaziergang oder fünf Minuten, in denen wir einfach nichts tun, unsere innere Mitte wiederfinden und uns zentrieren können. Atemübungen können auch dabei helfen, den Kampf-oder-Flucht-Reflex zu lindern und uns wieder zu beruhigen. Das Ziel der Achtsamkeit ist es, jeden Auslöser der emotionalen Überforderung einzeln zu betrachten und zu verstehen, dass sie gar nicht so schlimm sind wie man vielleicht zuerst denkt. Abstand, beispielsweise durch eine Nacht Schlaf, und Ablenkung können die emotionale Überforderung ebenfalls lindern.

Informationelle Überforderung

Die informationelle Überforderung beschreibt, dass wir nicht mehr alle ankommenden Informationen verarbeiten können. Wenn der E-Mail-Eingang überläuft, wir Dutzende Direktnachrichten erhalten oder in einem Meeting zahlreiche Anmerkungen zu einem Dokument erhalten, kann das dazu führen, dass unser Gehirn überlastet wird. Wenn das Gehirn es nicht mehr schafft, die eingehenden Sinneswahrnehmungen zu sortieren und zu entscheiden, was relevant ist, führt das zu einer starken emotionalen Reaktion.

Informationelle Überforderung schränkt das rationale Denken ein, da wir wichtige Informationen übergehen, weil unser Gehirn überlastet ist. Um diesem Überforderungstyp zu begegnen, hilft nur eine angemessen lange Pause, in der wir unsere Gedanken sortieren und uns regenerieren können. Danach sollte der erste Schritt sein, die eingehenden Informationen zu triagieren, um nicht erneut überfordert zu werden. In Zeitblöcken, in denen wir uns auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren müssen oder wollen, sollten wir eingehende Informationen so gut es geht blockieren.

Entscheidungsüberforderung

Wenn in einer Stresssituation viele Entscheidungen getroffen werden müssen und dadurch nicht viel Zeit bleibt, über ihre Konsequenzen oder die bestmögliche Wahl nachzudenken, kann das uns überfordern. Dadurch kann es zu einer Entscheidungslähmung kommen, die das Fällen einer Wahl erschwert oder verunmöglicht. Hinzu kommt die Angst, eine falsche Entscheidung zu fällen.

Bei dieser Art der Überforderung hilft es, Entscheidungen so gut wie möglich zu vertagen, bis man wieder mehr mentale Kapazität hat. Schon eine kurzzeitige Verschiebung kann helfen, die eigenen Gedanken wieder zu sortieren. Außerdem macht es der Rat und der Beistand von Personen, denen wir vertrauen oder die Expertise auf dem betroffenen Gebiet haben, einfacher, die Entscheidungen zu treffen. Müssen wir nicht allein entscheiden, sondern treffen im Konsens einer Gruppe eine Wahl, fällt es uns außerdem leichter, mit den Folgen der Entscheidung umzugehen.


Verschiedene Arten der Überforderung setzen also unterschiedliche Strategien zur Bewältigung voraus. Gibt es noch andere Überforderungstypen, die ich hier vergessen habe? Oder kennst du weitere Techniken, mit denen du auf Gefühle der Überforderung reagierst? Teile deine Gedanken gern mit mir!