Wie gutes Feedback aussieht
Eine gute Feedback-Kultur ist unerlässlich, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Wir alle sollten öfter und gezielter nach Rückmeldungen und Verbesserungsvorschlägen fragen. Allerdings ist das leichter gesagt als getan. Als ich vor Kurzem (im März 2024) einen Satzungsentwurf für die Geografie-Fachschaft meiner Uni geschrieben habe, musste ich mich auch dazu überwinden, die Ratschläge dieses Artikels umzusetzen.
Gutes Feedback sollte die folgenden drei Eigenschaften haben: Es muss rechtzeitig geteilt werden, ehrlich sein und sich langfristig orientieren. Diese drei Eigenschaften werde ich im Folgenden detaillierter beschreiben und zeigen, wie man sie im Alltag umsetzen kann.
Gutes Feedback kommt rechtzeitig
Das beste Feedback der Welt hilft nicht, wenn es zu spät kommt und keine Änderungen mehr möglich sind. Wir müssen uns beim Einholen von Feedback davon lösen, statt konstruktiver Kritik eigentlich Bestätigung zu suchen. Das ist völlig normal, denn Verbesserungsvorschläge fühlen sich erst einmal negativ an, weil das, was man erarbeitet hat, nicht perfekt ist. Deswegen ist bei vielen Menschen der erste Reflex, die Kritik abzulehnen und in der Folge immer weniger und später nach Feedback zu fragen.
Stattdessen sollten wir schon früh in Projekten um die Meinung anderer bitten, damit man noch Anpassungen vornehmen kann. Wenn das Produkt zu 90 % fertig ist, können viele sinnvolle Vorschläge nicht mehr (ohne einen großen Arbeits- und Geldaufwand) umgesetzt werden. Bittet man hingegen früh um Feedback und teilt seine unfertige Arbeit, dann sind solche Veränderungen leichter möglich.
Man sollte nicht darauf warten, dass etwas „fertig“ ist, bevor man andere nach Rückmeldungen fragt. Stattdessen ist es am produktivsten, Arbeitszwischenschritte und Prototypen zu teilen. Auf keinen Fall sollte man so lange allein an etwas arbeiten, dass man am Ende überhaupt nicht mehr offen für Kritik ist.
Gutes Feedback ist langfristig orientiert
Unter langfristigem Feedback verstehe ich Rückmeldungen, die für lange Zeit einen positiven Einfluss auf uns haben. Beispielsweise kann eine hilfreiche Rückmeldung zum eigenen Vortragsstil dazu beitragen, dass sich alle zukünftigen Vorträge verbessern. Rückmeldungen zu einem bestimmten Projekt oder einer spezifischen Frage zu bekommen ist zwar auch sehr hilfreich, führt aber nur einmalig zu einer Verbesserung.
Um sich langfristig weiterzuentwickeln und für zukünftige Projekte dazuzulernen, sollte man versuchen, aus spezifischen Rückmeldungen Allgemeines abzuleiten. Wenn bei einer Präsentation beispielsweise die Farbgebung kritisiert wird, kann man sich eine Farbpalette zusammenstellen, die man auch bei anderen Projekten verwenden kann.
Aber natürlich kann man auch explizit nach langfristigem Feedback fragen. Dieses Feedback ist meist allgemeiner und man muss eventuell Zeit investieren, um es anwendbar zu machen; gleichzeitig zielt diese Art der Rückmeldung aber häufig auf tieferliegende Kritikpunkte ab, deren Auflösung eine große Verbesserung der eigenen Arbeit ermöglicht. Beispielsweise könntest du mit folgender Frage nach einer langfristigen Rückmeldung fragen: „Wenn du eine Sache ändern könntest, um zukünftige Projekte / Vorträge / Dokumente von mir zu verbessern, was würdest du verändern?“
Gutes Feedback ist ehrlich
Ein weiterer Aspekt von gutem Feedback ist, dass es ehrlich gemeint ist und nicht verdünnt wird. Natürlich sollte Feedback konstruktiv sein, allerdings muss die Feedback-Kultur so offen sein, dass man alle Vorschläge kommunizieren kann.
Feedback darf kein Wohlfühlmoment aus Komplimenten und kleinen Pseudo-Verbesserungsvorschlägen sein, sondern muss klar ausdrücken, was man gut findet und was verändert werden sollte. Um deinem Gegenüber zu ermöglichen, ehrlich sein zu können, musst du dieser Person das Gefühl vermitteln, dass du das Feedback nicht persönlich nehmen wirst. Dafür kannst du entweder explizit nach Verbesserungsvorschlägen statt „nur“ nur nach Feedback fragen.
Man muss nicht alle Ratschläge umsetzen
Selbstverständlich muss man nicht alle Verbesserungsvorschläge umsetzen, die man bekommt, auch wenn sie alle in diesem Artikel beschriebenen Dimensionen umsetzen. Meistens ist das auch gar nicht möglich, weil man eventuell von verschiedenen Personen widersprüchliches Feedback erhält.
Dennoch sollte man über jede Rückmeldung nachdenken und sie nicht sofort verwerfen. Ein offenes Mindset ist zentral, um Feedback bestmöglich umzusetzen. Wenn man sich dazu entscheidet, eine Rückmeldung nicht umzusetzen, sollte man dafür einen guten, möglichst objektiven Grund haben.
Das Ziel ist es also, Feedback zuzulassen und gleichzeitig die Rückmeldungen, die man tatsächlich umsetzt, sorgfältig abzuwägen.