Lucas Brenner » Artikel » Wie gutes Feedback aussieht



Eine gute Feedback-Kultur ist unerlässlich, wenn man sich selbst im beruflichen und Privatleben weiterentwickeln möchte. Wir alle sollten öfter und gezielter nach Rückmeldungen und Verbesserungsvorschlägen fragen – aber das ist leichter gesagt als getan. Als ich vor Kurzem einen Satzungsentwurf geschrieben habe, musste ich mich auch dazu überwinden, die Ratschläge dieses Artikels umzusetzen.

Gutes Feedback sollte die folgenden drei Eigenschaften haben: Es sollte rechtzeitig geteilt werden sowie ehrlich und langfristig orientiert sein. In diesem Artikel schreibe ich darüber, was diese Dimensionen bedeuten und wie man sie im Alltag umsetzt.

Gutes Feedback kommt rechtzeitig

Das beste Feedback der Welt hilft nicht, wenn es zu spät kommt und keine Änderungen mehr möglich sind. Wir müssen uns beim Einholen von Feedback davon lösen, statt konstruktiver Kritik eigentlich Bestätigung zu suchen. Das ist völlig normal, denn Verbesserungsvorschläge fühlen sich erst einmal negativ an, weil das, was man erarbeitet hat, nicht perfekt ist. Deswegen ist bei vielen Menschen der erste Reflex, die Kritik abzulehnen und in der Folge immer weniger und später nach Feedback zu fragen.

Stattdessen sollten wir schon früh in Projekten um die Meinung anderer bitten, damit man noch Anpassungen vornehmen kann. Wenn das Produkt zu 90% fertig ist, können viele sinnvolle Vorschläge nicht mehr (ohne einen großen Arbeits- und Geldaufwand) umgesetzt werden. Bittet man hingegen früh um Feedback und teilt seine unfertige Arbeit, dann sind solche Veränderungen leichter möglich.

Man sollte nicht darauf warten, dass etwas „fertig“ ist, bevor man andere nach Rückmeldungen fragt. Stattdessen ist es am produktivsten, Arbeitszwischenschritte und Prototypen zu teilen. Auf keinen Fall sollte man so lange allein an etwas arbeiten, dass man am Ende überhaupt nicht mehr offen für Kritik ist.

Gutes Feedback ist langfristig orientiert

Rückmeldungen zu einem bestimmten Projekt oder einer spezifischen Frage zu bekommen ist sehr hilfreich. Um sich langfristig weiterzuentwickeln und aus vergangenem Feedback für zukünftige Projekte zu lernen, sollte man aber bestmöglich versuchen, aus den Rückmeldungen auch Allgemeines abzuleiten.

Zum einen kann man aus spezifischem Feedback selbst langfristige Lehren ziehen. Wenn bei einer Präsentation beispielsweise die Farbgebung kritisiert wird, kann man sich eine Farbpalette zusammenstellen, die man auch bei anderen Projekten verwenden kann.

Zum anderen kann man auch um langfristiges Feedback bitten. Das geht besonders gut bei Personen, die mit der eigenen Arbeit vertraut sind. Im Privatleben sind das meist Freunde und Familie, im Berufsleben enge Kollegen oder Vorgesetzte. Dieses Feedback ist meist allgemeiner und man muss eventuell Zeit investieren, um es anwendbar zu machen, gleichzeitig zielt diese Art der Rückmeldung aber häufig auf tieferliegende Kritikpunkte ab, deren Auflösung eine große Verbesserung der eigenen Arbeit ermöglicht.

Gutes Feedback ist ehrlich

Ein weiterer Aspekt von gutem Feedback ist, dass es ehrlich gemeint ist und nicht verdünnt wird. Natürlich sollte Feedback konstruktiv sein, allerdings muss die Feedback-Kultur so offen sein, dass man alle Vorschläge kommunizieren kann.

Feedback darf kein Wohlfühlmoment aus Komplimenten und kleinen Pseudo-Verbesserungsvorschlägen sein, sondern muss klar ausdrücken, was man gut findet und was verändert werden sollte. Die Art und Weise der Kommunikation sollte natürlich so freundlich und sanft wie möglich sein, aber der Kern der Rückmeldungen darf nicht ausgewaschen werden. Es ist nicht immer leicht, Feedback anzunehmen – deswegen sollte es sich lohnen, wenn man es tut.

Man muss nicht alle Ratschläge umsetzen

Selbstverständlich muss man nicht alle Verbesserungsvorschläge umsetzen, die man bekommt, auch wenn sie alle in diesem Artikel beschriebenen Dimensionen umsetzen. Meistens ist das auch gar nicht möglich, weil man eventuell von verschiedenen Personen widersprüchliches Feedback erhält.

Dennoch sollte man über jede Rückmeldung nachdenken und sie nicht sofort verwerfen. Ein offenes Mindset ist zentral, um Feedback bestmöglich umzusetzen. Wenn man sich dazu entscheidet, eine Rückmeldung nicht umzusetzen, sollte man dafür einen guten, möglichst objektiven Grund haben.

Das Ziel ist es also, Feedback zulassen und gleichzeitig die Rückmeldungen, die man tatsächlich umsetzt, sorgfältig abwägen. Der Umgang mit Feedback und das Rückmelden von Verbesserungsvorschlägen sind schwierige Unterfangen, die sehr individuell sind. Nicht zuletzt muss man auf den Gegenüber achten und die Kommunikation der Verbesserungsvorschläge entsprechend anpassen.