Lucas Brenner » Artikel » Die Zweckentfremdung digitaler Geräte



Smartphones und Computer werden immer stärker zu Allzweckwerkzeugen, die wir neben der Arbeit auch in unserer Freizeit nutzen. Während der Zweck eines Hammers oder einer Schreibmaschine klar ist, kann man sein Handy unter anderem als Unterhaltungsgerät, Kommunikationsmittel, Karte, Übersetzer und Notizblock nutzen.

Um ein ausgeglicheneres Leben zu führen ist es sinnvoll, digitalen Geräten eine eindeutige Daseinsberechtigung zuzuweisen. Die Definitionen müssen nicht so eng gefasst sein wie bei einem Hammer oder einer Schreibmaschine, sollten aber klar ausdrücken, ob ein Gerät für die Arbeit oder fürs Vergnügen genutzt wird.

Ich habe vor Kurzem das alte iPad meiner Freundin bekommen, das ich in meiner Freizeit nutzen werde, um Videos zu schauen und mit Video zu telefonieren. Auf dem iPad werde ich nicht arbeiten: kein Kalender, keine Erinnerungen, keine E-Mails.

Auf meinem Computer werde ich dafür Uni-bezogene Dinge erledigen. Deswegen sind dort die oben genannten Funktionen wie E-Mails aktiviert. Das schließt nicht aus, dass ich ab und zu auch ein Video auf meinem Mac gucken werde, aber grundsätzlich möchte ich diese beiden Aspekte trennen.

Die bewusste und getrennte Nutzung ermöglicht es mir, mental besser zwischen Arbeit- und Freizeitmodus zu wechseln. Wenn ich abends meinen Laptop schließe und das iPad heraushole, ist mir klar, dass die Arbeit nun zu Ende ist. Auf der anderen Seite schweife ich am Laptop (hoffentlich) nicht bei YouTube-Videos ab.

Man braucht nicht zwingend mehrere Geräte, um diese Strategie umzusetzen. Auf so gut wie allen Laptops kann man mehrere Benutzerprofile anlegen. Manche Webbrowser ermöglichen das ebenfalls und blockieren sogar bestimmte Websites, je nachdem, welches Profil man ausgewählt hat.

Alternativ kann man bestimmten Uhrzeiten „Zwecke“ zuordnen. Zum Beispiel kann festlegen, dass um 18 Uhr der Freizeitmodus beginnt. Dieses System ist nicht ganz so flexibel wie die verschiedenen Geräte oder Benutzerprofile, erfüllt aber auch das Ziel, bewusster zu handeln.

Vermeiden sollte man auf jeden Fall, dass digitale Geräte zu One-size-fits-all-Lösungen mutieren, die nicht mehr als Mittel zum Zweck dienen, sondern ein Selbstzweck werden. Wer digitale Werkzeuge nutzt, nur um sie zu nutzen, ist nicht nur unproduktiv, sondern kann auch Abhängigkeiten entwickeln. Mit einer bewussten Nutzung der Geräte für festgelegte Zwecke kann man das verhindern.