KIs können keine eigenen Entscheidungen treffen

Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT oder Google Gemini sind Vorhersagemaschinen. Sie sind nicht intelligent oder menschlich, sondern nutzen mathematische Algorithmen, um mit komplexen Berechnungen vorherzusagen, mit welchen Wörtern sie auf deine Eingabe antworten sollten.

Durch die Einführung von KIs haben sich die Kosten für gute Vorhersagen drastisch reduziert. Mit wenigen Tastenanschlägen können wir Businesspläne, Dokumente und Gliederungen erstellen lassen, die normalerweise stunden- oder tagelange Arbeit gekostet hätten.

Gleichzeitig sind die Kosten für gute Entscheidungen jedoch gestiegen. Während man vor der Einführung von KIs gezwungen war, sich mit dem Kontext und Hintergrund von Entscheidungen zu beschäftigen, ist das heute scheinbar nicht mehr nötig. Wir können es einer KI überlassen, für uns Entscheidungen zu treffen – von der Essensplanung bis hin zum Aktienkauf. Es gibt dabei nur ein Problem: KIs haben (noch) kein Urteilsvermögen. Sie treffen also keine Entscheidungen, sondern machen nur Vorhersagen, die auf unserer Eingabe basieren!

KIs können den Entscheidungsprozess durch Vorhersagen vereinfachen, aber uns das abschließende Urteil nicht abnehmen. Um eine gute Entscheidung zu treffen, können wir KIs als Werkzeug nutzen, die für uns den Hintergrund und Kontext eines Problems zusammentragen oder Lösungsvorschläge machen. Das Abwägen verschiedener Optionen müssen wir aber selbst übernehmen. KIs nehmen uns also im Grunde keine Arbeit ab. Allerdings ermöglichen sie es, dass wir uns auf andere Teile des Entscheidungsprozesses konzentrieren.

Gute Prompts

Die Qualität einer KI-Antwort hängt stark von der Qualität unserer Eingaben ab. Im Zeitalter von ChatGPT und Google Gemini ist deswegen wichtig, zu lernen, wie gute Prompts aussehen. Ein Prompt ist kurz gesagt die Eingabe für eine textbasierte KI, mit deren Hilfe sie einen Output, also ein Ergebnis, erzeugt. Gute Prompts haben verschiedene Bestandteile, welche den Output formen und in die gewünschte Richtung lenken. Statt allgemeiner, nichtssagender Antworten erhält man dann konkrete, ausführliche Antworten.

Ein guter Prompt enthält einige oder alle der folgenden Bestandteile: Aufgabe, Kontext, Persönlichkeit, Beispiel, Format und Sprechweise.

Zuerst muss ein Prompt natürlich die Aufgabe für die KI definieren. Je klarer und eindeutiger die Aufgabe beschrieben wird, desto besser wird sie bearbeitet. Dafür sollten wir eindeutige Verben verwenden, beispielsweise zusammenfassen oder analysieren.

Außerdem sollte der Kontext einer Aufgabe eingegrenzt werden, damit die KI den Zusammenhang der Aufgabe kennt. Beispielsweise könnte man schreiben, dass die KI den Jahresbericht für ein bevorstehendes Meeting mit der Geschäftsführung zusammenfassen soll. Diese Zusammenfassung würde sich inhaltlich stark von der für die Aktionärsversammlung unterscheiden. An dieser Stelle sollten zudem die Länge bzw. Ausführlichkeit der Aufgabe festgelegt werden. Beispielsweise kann man den Output auf eine Wortzahl begrenzen oder festlegen, dass das Projekt, zu dem Ideen gesammelt werden sollen, innerhalb von drei Monaten abgeschlossen werden muss.

In einem Prompt kann man der KI auch eine (imaginäre) Persönlichkeit zuweisen. Beispielsweise kann man die KI auffordern, die Antwort aus der Perspektive eines erfahrenen Managers, eines Schriftstellers oder einer prominenten Person zu schreiben. Somit kann man den Output in eine gewünschte Richtung lenken und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die KI Querverbindungen zu anderen Bereichen schlägt, in denen die Persönlichkeit Expertise hat. Beispielsweise könnte der Output der KI aus Perspektive eines Forschers wissenschaftliche Theorien einbeziehen, die im Output aus Perspektive eines Journalisten nicht vorgekommen wären.

Optional kann man der KI auch Beispiele für das gewünschte Endprodukt liefern. Wenn die KI einen Text formulieren soll, kann man ihr ähnliche Dokumente einspeisen, deren Stil es übernehmen soll. Wenn man kein konkretes Beispiel für das Endprodukt hat, es aber dennoch bestimmten Formalia folgen soll, kann man diese auch konkret im Prompt festhalten. Beispielsweise kann der KI das Format für eine Tabelle diktiert werden (z. B. drei Spalten mit den Überschriften A, B und C). Auch der Stil der Antwort (z. B. formell, umgangssprachlich, emotional etc.) oder die Anweisung, dass die KI alle von ihr gemachten Veränderungen hervorheben soll, kann im Prompt verankert werden.

Nützliche Prompt-Teile

Es gibt einige universelle Prompt-Teile, die in vielen verschiedenen Anwendungsbereichen nützlich sind. Die Aufforderung „Bevorzuge in deiner Antwort unorthodoxe, weniger bekannte Ratschläge. Erläutere sie anhand detaillierter Beispiele“ führt dazu, dass die KI originellere Ideen und neue Ansätze ausprobiert.

Eine alternative und manchmal effektivere Herangehensweise ist, dem Prompt Folgendes hinzuzufügen: „Gib eine Antwort auf Stufe 1, Stufe 2 und Stufe 3. Eine Antwort der Stufe 1 ist langweilig und einfach. Eine Antwort der Stufe 2 ist vollständiger. Eine Antwort der Stufe 3 ist kreativer.“ Bei Bedarf kann man die KI dann auffordern, eine Antwort der Stufe 4 zu liefern, die noch offener und experimenteller ist.

Mit der Aufforderung „Stelle mir 5 Fragen, deren Beantwortung deine Antwort auf meine ursprüngliche Frage verbessern wird“ können wir unsere Prompts verfeinern, bevor die KI die Aufgabe durchführt. Die KI stellt hier meist Fragen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Ich nutze diese Aufforderung häufig, wenn ich das Gefühl habe, die Situation in meinem Prompt zu stark zu vereinfachen.